Dienstag, November 28, 2006

Über die Great Ocean Road nach Melbourne

Wir haben Adelaide verlassen, zunächst über die kürzere, aber weniger sehenswerte Inlandsroute, den Dukes-Highway, über 500km durch fast menschenleeres Gebiet, und nach der Auto-Außentemperaturanzeige mit bis zu 37 Grad. Am Horizont sah man es blitzen und der Wind wurde immer stärker. Unser Ziel haben wir abends erreicht: die Grampians - ein Felsmassiv im größten Nationalpark des Bundesstaates Victoria. Nach stundenlanger Fahrt durch brettebene Felder tauchten plötzlich die Berge auf. Der
wohl schönste Punkt in den Grampians sind die McKenzie-Wasserfälle.


Am nächsten Tag war aus dem Wind ein Sturm geworden, was das Buschfeuer, das gerade in den Grampians brannte, weiter anfachte. Der Himmel verdunkelte sich, es roch nach verbranntem Holz und es regnete Asche. Die Tiere waren auch ganz aufgeregt, das Vogelzwitschern wurde trotz geschlossener Fenster zu einem Kreischen, wogegen an anderen Orten fast Totenstille herrschte, da alle Tiere schon geflohen waren. Ein kleinerer Teil der Grampians war bereits gesperrt und die Feuerwehr und die Parkranger haben sich in Halls Gap, dem Hauptort, startfertig gemacht. Bereits Anfang 2006 hatte es hier ein Feuer gegeben, wie man an diesem Bild gut sehen kann.


Das nächste Bild ist farblich nicht nachbearbeitet, es war wirklich so dunkel und verraucht - mitten am Tag.


Unseren zweiten Übernachtstop haben wir in der Tower Hill Reserve zwischen Port Fairy und Warnambool gemacht. In der Dämmerung waren hier Emus, Kanguruhs und Koalas zu beobachten, und nachts um 2 hat uns ein auf die Scheiben prasselnder Wassersprenger mit Zeitschaltuhr aus dem Schlaf gerissen und zu einem Umpack- und Umparkmanöver getrieben.


Und dann war sie endlich da: die Great Ocean Road. Der westliche Teil ist von der Aussicht eher unspektakulär - bis auf Highlights wie die (mittlerweile halb eingestürzte) London Bridge und die weltbekannten Twelve Apostel natürlich.





Erst der Teil zwischen Apollo Bay und Lorne trägt seinen Namen zu Recht. Die Straße schlängelt sich zwischen Wasser und Felsküste entlang, und selten kann man schneller als 40 km/h fahren, so steil sind die vielen Kurven.


Aber hier will ja auch niemand rasen, der Ausblick ist herrlich, auch wenn der Wind hier am Meer und so weit im Süden von Australien schon kräftig bläst. Ohne Jacke geht gar nichts, und man fühlt sich eher in Nordfrankreich oder Dänemark.



Spätestens in der Industriestadt Geelong weicht die Great Ocean Road leider einem 2xfünfspurigen Highway, und man spürt: Melbourne kann nicht mehr weit sein. Und das ist Melbourne: Hochhäuser, Kirchen und Straßenbahnen, mehr als Berlin Busse hat.


Wir haben uns zunächst einen Tag im ältesten Zoo von Australien gegönnt, um uns langsam wieder an die Menschenmassen zu gewöhnen und neu zu orientieren.


Flinders Street Station ist der Hauptbahnhof und das Zentrum der Stadt. Das gelungene Visitor Centre ist so groß und voll, dass man Wartenummern ziehen muss.



Sehr viel Zeit haben wir auch in Melbourne nicht, aber für eine Fahrt in den szenigen Vorort St. Kilda und einen Besuch der Queen Viktoria Markets hat es gereicht. Überall in der Stadt fahren Kutschen umher. Dagegen sehen die Fahrrad-Rikschas in Berlin schon etwas langweilig aus.


Untergekommen sind wir bei einer australischen Familie, die Danielas Bruder Markus kennengelernt hatte, als er vor fünf Jahren durch Australien gereist ist. Sie sind wirklich nett und sympathisch, haben einen Hund und zwei Meerschweinchen und wohnen im Vorort Werbick, der mit der Bahn über eine Stunde von Melbourne entfernt ist. Im Gegensatz zu den moderaten Preisen in Perth sind hier die öffentlichen Verkehrsmittel wieder teurer. 8,20 EUR kostet eine Tageskarte (allerdings am Sonntag nur 1,20 EUR).



In den letzten Wochen war so viel zu sehen und zu tun, dass ich mir jetzt endlich mal einen ganzen Tag "freinehmen" musste, nur um die sich stauende Arbeit am Computer zu erledigen. Das ließ sich ohne Strom und Internet im Auto im Outback ja nicht bewältigen.


Lecker Mint-Eis mit Erdbeeren und Ananas. Wohl bekomms!

Mittwoch, November 22, 2006

Adelaide und Kangaroo Island

In Adelaide sind wir bei den Turners, einer Familie aus dem Strandvorort Glenelg, untergekommen. Meine Cousine Katja hatte vor 5 Jahren einen Schüleraustausch mit Australien, und der Kontakt zu ihrer Austauschülerin Rebecca blieb so eng, dass sie sich seitdem öfters besucht haben. So konnten auch wir dort übernachten.


Hier sind wir mit Rebecca vor ihrem Pool im Garten. Da wir nur einige Tage in Adelaide waren und ein volles Programm hatten, sind wir nur einmal zum Schwimmen gekommen.


Woraus bestand unser Programm? Zuerst einmal natürlich Sightseeing von Adelaide, der Stadt der Kirchen und der Kunst. Die Art Gallery war Pflicht, ebenso das Museum of South Australia und das Wine Centre; immerhin kommen aus dem Barossa Valley Australiens beste Weine.


Bei Haigh's Chocolates gabs leckere Schokolade und Pralinen, die sich auch prima als Dankeschön für die Übernachtungen bei Rebeccas Eltern eigneten.


Doch nicht nur Adelaide selber sehenswert, auch die nähere Umgebung ist schön. In den Adelaide Hills liegt Hahndorf, die älteste deutsche Siedlung Australiens, Mitte des 19. Jahrhunderts von deutschen Auswanderern gegründet. Hahndorf hat sich mittlerweile zum Touristenmekka gewandelt und steht für ein typisch deutsches Dorf. Dabei wird kein Klischee ausgelassen, es gibt bayerische Gasthäuser mit Löwenbräu, Hirschgeweihen an der Wand, Sauerkraut mit Würschteln und Kuckkucksuhren aus dem Schwarzwald. Warum wird Deutschland im Ausland nur immer mit Süddeutschland gleichgesetzt? Aber mir hat es gut gefallen, und in der deutschen Bäckerei habe ich gleich mal zugelangt.


Das eigentliche Highlight in Südaustralien ist ein Trip nach Kangaroo Island, Australiens drittgrösster Insel und dem wahrscheinlich besten Platz im ganzen Land, unterschiedlichste Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Dank eigenem Auto konnten wir auf eine teure Bustour verzichten und haben sogar noch zwei Leute mitgenommen, um uns die Benzinkosten zu teilen. Anna und Katrin haben wir gefunden, indem wir einen Zettel über die Mitfahrgelegenheit in einigen Hostels in Adelaide ausgehängt haben.


Frühmorgens gings los, denn bereits der Weg von Adelaide zur Fähre nach Cape Jervis dauert gut 90 Minunten. Die Fähre braucht noch einmal eine Stunde bis nach Kangaroo Island.


Vom höchsten Punkt der Insel hat man einen guten Ausblick über Wälder, Felder und Buchten. Im Zentrum der Insel haben wir uns den Pandarna Wildlife Park angesehen, mit zahmen Kangaroos, Papageien, Echidnas und anderen Tieren.



Kanguruhfutter gabs für nen Dollar zu kaufen.


Es gibt auch weisse Kanguruhs. Wir haben in drei Tagen 500 Fotos gemacht, Kangaroo Island ist ein absolutes Fotografenparadies. Leider ist meine Kamera kaputtgegangen, das Display geht nicht mehr und so kann ich nicht mehr sehen, was ich fotografiere. Das Wetter in Südaustralien war durchmischt, mal hatten wir 35 Grad und Sonnenschein, dann wieder 20 Grad und Nieselregen.


Im südwestlichsten Teil von Kangaroo Island befindet sich der Chasers Nationalpark mit den Remarkable Rocks.



Die erste Nacht haben wir auf einem Campingplatz verbracht; Anna und Katrin haben ihr Zelt aufgebaut, wir haben wie üblich im Auto übernachtet. Und ein zahmes Kanguruh wollte sich frech aus dem Auto bedienen.


Bei Dunkelheit kommen die meisten Tiere erst zum Vorschein, wie dieses zahme und recht dicke Possum, dass sich ein paar Spaghetti aus der Tüte geschnappt hatte, bevor wir sie wegräumen konnten.


Auch am nächsten Morgen war unser zahmes Kanguruh wieder da und wollte mitfrühstücken.


An der Südküste von Kangaroo Island haben wir eine Seelöwenkolonie am Strand besichtigt. Man darf nur auf 30 Meter herangehen, da die Seelöwen schneller laufen können als Menschen und gefährlich werden könnten.


Chris beim Sprung über einen Busch in der Little Sahara, einer kleinen Sandwüste.


In der zweiten und letzten Nacht konnten wir einen schönen Sonnenuntergang bewundern.



Eigentlich wollten wir noch auf eine Pinguintour in Penneshaw gehen, aber da wir gehört hatten, dass auch an unserer Campingstelle gestern welche aufgetaucht sind, haben wir einfach gewartet und sind bei Dunkelheit mit Taschenlampen und unseren roten Plastiklöffeln davor (Pinguine können kein rotes Licht sehen) auf die Suche gegangen. Mit Erfolg. Unter einem Busch saßen zwei kleine Pinguine.


Auf dem Rückweg nach Adelaide haben wir einen Stopp in Victor Harbor gemacht, denn ich wollte unbedingt mit der Horse Drawn Tram (der Pferde-Straßenbahn) nach Granite Island fahren.



Das war Adelaide und Kangaroo Island, schade, dass die Zeit so schnell vergeht und wir nach sieben Tagen den Bundesstaat South Australia schon wieder verlassen müssen.


Vivonne Bay auf Kangaroo Island.

Dienstag, November 14, 2006

Meine längste Reise

Von Denmark ging es nach Albany, der ältesten Stadt Westaustraliens, und mit 30.000 Einwohnern auch der größten im Südwesten. In der Whaleworld kann man sich über die Walfangmethoden im letzten Jahrhundert informieren. Die Walskelette waren recht beeindruckend groß.



Auch in Albany hatten wir das Glück, über einen Kontakt aus meinem Wwoofing-Büchlein Unterkunft gegen Arbeit zu bekommen. Wieder ein Ehepaar um die 55, aber diesmal waren die Leute viel interessierter an uns als in Denmark, und wir haben uns deutlich wohler und integrierter gefühlt. Sogar ein eigenes Gästezimmer haben wir bekommen - kein Vergleich mit dem verstaubten Schuppen in Denmark.


Hier sind wir beim Abendessen, v.l.n.r. Terri, Glenn, Chris, Daniela. Es gibt Maiskolben und im Ofen gebackenen Kürbis. Australier essen wirklich oft Kürbis, kann ich euch sagen.


Terri und Glenn wohnen in einem Stadthäuschen direkt in Albany, haben aber trotzdem einen hübschen Garten am Hang. Im Garten liegt ein hausgroßer runder Felsbrocken, auf dem eine Bank mit Blick auf die Stadt und das Meer steht. Kein Gartenarchitekt hätte das wohl so hinbekommen, was die Natur durch Zufall geschaffen hat. Unsere Hauptarbeit als Wwoofer bestand bestand darin, einen grossen Busch im Garten samt Wurzelgeflecht herauszuhacken.



Danach haben wir beim Weihnachtskuchen backen geholfen. Das war mein erster Kontakt mit Weihnachten in Australien, von einigen weihnachtlich geschmückten Einkaufszentren mal abgesehen.


Das ist Albany. Ganz nett mit dem Hügel. Strand haben sie auch. Aber trotzdem bleibt es eine Kleinstadt.


Wir sind dann zum Wave Rock aufgebrochen, der letzten Station auf unserer Rundreise im Südwesten. Der Wave Rock liegt im Landesinneren bei Hyden, je 4 Stunden von Albany und Perth entfernt, im tiefen Outback. Und dort herrscht gerade eine Heuschreckenplage. Das wussten wir nicht, aber Glenn wusste es, und da er Ex-Automechaniker ist, hat er uns ein Insektengitter vor dem Kühler befestigt, das den Großteil der Viecher abhält. Die Heuschrecken sind recht groß und könnten den Kühler verkleben und dann den Motor überhitzen.



Auf dem Weg durchs Outback war nicht viel zu sehen, für den Stirling Ranges Nationalpark war keine Zeit mehr, und so haben wir nur an diesem See mit der merkwürdigen rosa Farbe eine Pause gemacht.


Und dann waren wir endlich da, in Wave Rock Country, an dem gestreiften Fels im Nirgendwo, geformt von Wind und Wetter zu einer wellenähnlichen Form. Und man beachte die kleine Echse im Vordergrund!



Hier das obligatorische Foto an der schrägen Wand, das so in jedem Australienreiseführer zu sehen ist.



Als wir uns sattgesehen hatten bzw. uns gerade die elenden Outbackfliegen die gute Laune verderben wollten, haben wir den Rückweg nach Perth angetreten, der an endlosen Getreidefeldern entlangführte. Hier müssen wohl einige Fotos für den Windows XP Desktop-Hintergrund entstanden sein.


Teilweise ist die Straße einspurig, und man muss bei Gegenverkehr in den Seitenstreifen ausweichen. In Perth sind wir die letzten Tage auf einem Campingplatz untergekommen. Für den 12. November hatte wir ein Zugticket für den legendären Indian Pacific von Perth nach Adelaide gekauft. Obwohl wir mehrere Wochen vorher gebucht hatten (eben so früh wie möglich), haben wir gerade noch den letzten der 16 Fahrzeug-Stellplätze auf dem Zug im gewünschten Zeitraum bekommen. Das Auto muss ja schließlich mit in den Südosten.


Man hätte die Strecke Perth - Adelaide auch mit dem Auto fahren können, aber zum einen sind es rund 2700km, was der Entfernung London - Moskau entspricht, zum anderen möchte ich mit diesem alten Fahrzeug nicht mehr Gewalttouren über 5 Tage quer durch eine der heißesten Wüstengegenden Australiens machen, mit gerade einmal zwei Städten auf dem Weg, wo man Hilfe bei technischen Problemen holen könnte. Dass diese Entscheidung richtig war, haben wir kurz vor Perth an einem gebirgigen Streckenabschnitt gemerkt, als es extrem stark verschmort gestunken hat. Der Motor verliert etwas Oel, das dann an der heissesten Stelle des Auspuffs verbrennt. Soll zwar angeblich nicht schlimm sein, aber wir hoffen trotzdem, dass alles noch 5000km hält (nein, es sind nicht verschmorte Heuschrecken).

Der Indian Pacific ist der gleiche Zug wie der Ghan von Adelaide nach Darwin, nur die Logos sind ausgetauscht und die Lokomotiven haben eine andere Farbe.



Sonntag mittag sind wir in Perth losgefahren, um 23 Uhr abends sind wir im Goldgräberort Kalgoorlie angekommen. Hier wird vom Zug aus eigentlich die Besichtigung einer Goldmine angeboten, aber da wir Verspätung hatten, weil ein Güterzug auf der einspurigen (!) Strecke liegengeblieben ist, musste die Tour abgesagt werden. Ich war recht enttäuscht. Den ganzen Montag war der Indian Pacific unterwegs, lediglich bei einem 20minütigen Halt mitten in der Nullarbor Plain (Lateiner vor!) konnte man kurz aussteigen. Hier wird aber nur Wasser aufgefüllt, sonst ist nichts großartiges zu sehen, der Zug hält einfach mitten in der Wüste an. Sehr surreal. Erst am Dienstag morgen sind wir in Adelaide angekommen.

Das war meine längste Reise in Australien. Mehr über die Festival City, wie Adelaide sich nennt, und South Australia, den trockensten Bundesstaat auf dem trockensten Kontinent, gibts im nächsten Blog.


Dieselpower für die Wüste!