Sonntag, Januar 14, 2007

Wiedersehen mit Charles - unterwegs in den Goldfields

Wiedermal bin ich in Adelaide angekommen, das erste Mal von Westen, das zweite Mal von Südosten, dieses Mal von Norden aus Broken Hill, und zwar am 2. Januar 2007.


Eigentlich hatte ich mal geplant, von Broken Hill direkt nach Süden Richtung Mildura und Swan Hill zu fahren, aber durch Zufall kam Charles, mein alter Wwoofing-Farmer aus Comboyne, diese Tage in sein Haus in Adelaide, und die Gelegenheit zu einem zweiten Treffen in Australien wollten wir beide nicht verstreichen lassen. Charles lebt ja eigentlich an der Ostküste, kommt aber regelmäßig nach Adelaide, um hier nach dem Rechten zu sehen und alte Kontakte zu pflegen. Das Haus hat er vermietet, daher habe ich auch im Auto übernachtet, aber ich bin freundlich im Haus aufgenommen worden. Hier sind wir mal alle zusammen beim Abendessen (ich habe Dessert gemacht).


Wie ich schon vor 7 Monaten in Comboyne vermutet habe, ist Charles - Exfernsehproduzent, Vegetarier, Weltenbummler, Ökofarmer, Mac- und Skype-User, Freizeitphilosoph und Freund der schönen Künste - wohl das, was man einen bunten Hund nennen könnte. Das Haus liegt in einer guten Gegend in Nord-Adelaide, ist aber selber, naja, sagen wir eher unaufgeräumt. Oder originell. Es hebt sich eben vom Rest ab; es besteht aus spitzen Winkeln, mehreren Ebenen, Beton-, Holz-, Glas- und Plexiglaswänden und ist vollgestopft mit sinnvollen oder sinnlosen Objekten und Bildern unterschiedlichster Herkunft und Malart. Es wirkt fast ein bisschen wie ein Museum für Kunst und Kreativität. Es sollen schon wildfremde Leute vorbeigekommen sein, die von dem Haus gehört haben und eine Führung wollten. Hier mal ein Beispiel für die Schöpfungskraft: Ein Motor treibt dieses Rad an, das wiederum mit einer Schnur diesen von der Decke hängenden Windfächer hin- und herbewegt...


...und da es ein großer Raum ist, gibt es natürlich noch mehr von diesen Windfächern, die parallel hin - und herschwingen.


Ihr könnt euch vorstellen, dass das ganz angenehm bei den heißen Temperaturen hier ist. Eine Klimaanlage konnte Charles sicher nicht mir seinem Umweltgewissen vereinbaren, aber diese Lösung funktioniert prima und sieht noch dazu gut aus.

Ich habe die vier Tage, die ich hier war, sehr genossen, konnte Charles bei seinen Lieblingsbeschäftigungen zusehen, vor allem Mangos essen...


...und Modellflugzeuge mit zu schwachem Motor am Boden herumfahren lassen.


Auch sonst wurde uns nicht langweilig; einmal waren wir bei Charles Freunden Ben und Dan-Dan chinesisch essen. Und da die Zubereitung sehr lange dauert (besonders, wenn man das Ergebnis sieht), haben wir lieber mal mitgeholfen, die "Teigtaschen" (dumplings) zu kneten.



Leider musste ich ja irgendwann weiterreisen, sonst hätte ich wohl noch den Beginn der Restaurierung von Charles` altem Citroen DS mitbekommen, der seit Jahren in der Garage auf bessere Zeiten wartet. Das hätte mich sehr interessiert, da es mein Lieblings-Oldtimer ist.

Die folgende Fahrt wird vermutlich die letzte große Reise für mich mit dem Auto in Australien sein; leider habe ich keinen Mitstreiter mehr für diese Strecke gefunden; was auch daran liegen könnte, dass sie nicht auf einer der typischen Backpackerrouten liegt. Daher und aus Zeitmangel habe ich diese Fahrt auch mehr gekürzt als ursprünglich geplant, aber es gab einige Dinge zwischen Adelaide und Sydney, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.

Am 7. Januar 2007 habe ich Südaustralien verlassen. Wiedermal habe ich einen "Pink Lake" gesehen. Der See ist mit einer Art pinkem Kristall bedeckt, ähnlich einem Eis- oder Salzkristall, das so fest ist, das man darauf laufen kann. Das fühlt sich komisch an, und es knirscht wie auf Schnee.



Über Horsham und Ararat bin ich in den Bundesstaat Victoria gekommen. Mein Ziel war die Goldfields-Region, das Gebiet, in dem zwischen 1850 und 1890 nach Goldfunden der weltweit letzte große Goldrausch eingesetzt hat. Tausende Goldsucher kamen aus aller Welt und gruben die Erde um. Ob Europäer, Australier oder Chinesen (von denen viele kamen), ob Arbeiter oder Akademiker, ob alt oder jung, die Suche nach Gold hat sie alle gleich gemacht. Mit einer Schaufel und ein bisschen Glück konnte jeder jederzeit reich werden. Theoretisch. Oder jahrelang praktisch umsonst buddeln. Auch wenn die ertragreichen Minen bald in den Händen von großen Firmen waren, die das Kapital für tiefe Grabungen hatten, so hielt die Faszination Gold die "kleinen" Goldsucher doch lange in der Gegend, und die Goldnuggets, die sie fanden, ließen die Städte der Region aufblühen. In Ballarat, meinem ersten Stopp, wurde die Avenue of Honour errichtet, mit einem gewaltigen Tor und kilometerlang Bäumen am Strassenrand - ganz beachtlich bei der Trockenheit.


In Ballarat befindet sich eine der meistbesuchtesten Touristenattraktionen Australiens: Der Souvereign Hill, eine Mischung aus Freilichtmuseum und Themenpark. Die alten Gebäude Ballarats auf dem Souvereign Hill wurden restauriert und genau so wieder hergerichtet wie in den 1850er Jahren zum Beginn des Goldrausches. In der Stadt laufen Leute in der Kleidung wie von 1850 herum und arbeiten im Sägewerk, in der alten Goldmine, in der Bank, Apotheke oder Bäckerei. Pferdekutschen fahren durch die engen Gassen, und in den Läden kann man Waren wir vor 150 Jahren kaufen. Das Beste aber ist: Alles ist echt! Es gibt keine Kulissen, keine Häuser nur mit Vorderfront, keine "kleinen Tricks" wie Elektromotoren im Sägewerk, am Wasserrad oder sonstwo. Die Stadt ist ja nicht nachträglich hingebaut worden wie Disneyland, sondern befand sich schon immer hier. Alles kann man anfassen und alles ist wie früher. Ich war begeistert.


Das einzige Zugeständnis an die jungen Besucher waren die Seifenblasen in der Hauptstrasse, aber die haben ehrlich gesagt auch gut hierher gepasst.



Im Hintergrund ist die Ballarat Goldmine, ohne ihr Gold wäre die Stadt nie so geworden, wie sie war.




Folgendes Bild entstand übrigens nicht in Souvereign Hill, sondern im Stadtzentrum vom heutigen Ballarat. Man sieht, auch hier gibt es noch viele alte Häuser!


Ich habe einen ganzen Tag im vorletzten Jahrhundert verbracht und mir bei Dunkelheit auch noch die fantastische Sound-and-Light-Show "Blood on the Southern Cross" angesehen, die vom einzigen bewaffneten Aufstand in Australiens Geschichte erzählt, in dem die Goldsucher wegen unfairer Bedingungen und Korruption gegen Regierungstruppen gekämpft haben.

Am nächsten Tag bin ich über die kleineren Städtchen Daylesford und Castlemaine nach Bendigo gefahren, der anderen bekannten Goldtown in den Goldfields. Hier liegt die ertragsreichste Goldmine Victorias (wobei 120 Gramm Gold in einer Tonne Gestein für mich nicht wirklich lohnenswert klingt, aber das war es wohl, denn in anderen Minen gab es nur 10 Gramm, und das hat sich auch gerechnet). Nachdem ich in Kalgoorlie (keine Zeit wegen Zugverspätung) und Broken Hill (Zufahrtsstraße gesperrt wegen Überschwemmung) nicht unter die Erde gehen konnte, klappte es diesmal beim dritten Anlauf und ich habe mir die Central Deborah Gold Mine in 63 Meter Tiefe (maximal 1400 Meter!) angesehen.


Jeder bekam ein Plastikhütchen mit Lampe auf den Kopf, und dann ging es mit dem Lift im Schacht abwärts. Von der Führung ist mir nur noch in Erinnerung, dass es damals vom Goldheraushämmern extrem laut gewesen sein muss, aber bevor die Bergleute taub geworden sind, sind sie eh meist schon wegen zu viel scharfkantigem feinen Felsstaub gestorben, der die Lungen regelrecht zerschnitten hat.


Keine angenehme Arbeit, trotz der Aussicht auf ein paar Goldnuggets. Da geht es mir vergleichsweise gut, allerdings habe ich hier ganz andere Probleme: Mittlerweile klettert hier die Temperatur auf über 40 Grad (!), und wenn es draußen schon so heiss ist, könnt ihr euch ja vorstellen, wie heiss es IM Auto wird, wenn der Wagen steht. Ich kann mich abends beim Einschlafen nicht mal hin- und herwälzen, weil ich mit dem Rücken an der Matraze festklebe. Wie eklig! Und mangels Kühlschrank muss ich alles Frische sofort aufessen. Mir ist aufgefallen, dass ich die Tomatensoße, wenn ich mir Nudeln koche, gar nicht mehr erhitzen brauche; einfach über die Nudeln kippen reicht völlig!

Nachdem ich die Goldfields-Region verlassen hatte, habe ich einen Tag Halt in Echuca gemacht, dem ehemals größten Inlandshafen Australiens. Echuca ist ein nettes, aber kleines Städtle, das überwiegend davon lebt, Touristen auf den alten Schaufelraddampfern umherzufahren. Genau das hatte ich auch vor, und so habe ich eine Karte für die Fahrt mit der PS Adelaide von 1866 auf dem Murray gekauft, dem längsten Fluß Downunder, der von Queensland über New South Wales bis nach South Australia fließt (ganz so weit bin ich nicht gekommen). Eigentlich hatte ich mir Schaufelraddampfer laut und dreckig vorgestellt, veraltete Technik eben, aber ich wurde positiv überrascht: Das Schiff gleitet bis auf das leise Zischeln der Dampfmaschine fast geräuschlos und vor allem ohne jede Vibration übers Wasser. Jede moderne Diesel-Fähre ist da deutlich unangenehmer. Hätte ich nicht gedacht. Baut wieder mehr Schaufelraddampfer!


Bevor ich nach Sydney komme, habe ich nun noch den Kosciusko Nationalpark mit dem höchsten Berg Australiens und die Hauptstadt Canberra vor mir, doch davon mehr im nächsten Beitrag!

2 Comments:

At 14.1.07, Anonymous Anonym said...

Sehr praktisch mit dem Erhitzen der Tomatensauße. Klappt das auch mit anderen Gerichten?
Flo

 
At 30.1.07, Anonymous Anonym said...

Hallo Chris,

wusstest Du, dass angeblich alles Gold der Erde in einen Würfel von 10x10x10 m passen soll?
Da ist dann wohl auch das Gold Australiens drin...
Viele Grüsse!

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home