Donnerstag, Januar 04, 2007

Weihnachten in Adelaide - Sylvester in Broken Hill

Merry Christmas and a happy new year! (nachräglich, meinetwegen). Ich habe die Weihnachtsfeiertage bei den Turners, der australischen Familie in Adelaide verbracht, und hatte genügend Zeit, mich nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten australischer und europäischer (oder sagen wir vorsichtshalber: deutscher) Weihnachten umzusehen. Die Turners, deren Kinder seit Jahren Deutsch in der Schule lernen, haben zugegebenermaßen einen für australische Verhältnisse recht deutschen "Background", nicht zuletzt gilt Adelaide ja auch als "deutscheste" Stadt Australiens. So wurde ich auch auf die Lichterkette mit WEISSEN Lichtern am Weihnachtsbaum hingewiesen, sonst ist hier eher BUNT blinkend üblich. Nun ja, der Baum selber war dann wohl wieder australisch - aus Kunststoff. Bescherung und Essen (Nudelsalat und Würstchen) waren dann recht ähnlich zu dem, was ich kenne. Allerdings wird Weihnachten ja hier am 25.12. morgens gefeiert, nicht am 24.12. abends.



Wir haben schon gerätselt, ob das daran liegt, dass Jesus durch die Zeitverschiebung hier unten später geboren wurde (immerhin entspricht der Morgen des 25. in Australien zeitlich dem Abend des 24. in Europa), aber irgendwie ist da noch ein Denkfehler drin. Naja, ist ja auch egal, ich war das erste Mal in meinem Leben an Weihnachten nicht in der Kirche, habe dafür aber Gelegenheit gehabt, am 25.12. vielen Freunden und Verwandten, die wir abgeklappert haben, meine Reisegeschichte zu erzählen. Am Weihnachtsabend saßen wir sogar noch kurz draussen, trotz 18 Grad und kaltem Wind. Das ist ungewöhnlich kühl für Weihnachten hier; BBQ am Strand war so natürlich nicht drin. Überhaupt erinnerte mich manches mehr an einen Geburtstag als an Weihnachten, zum Beispiel die Knallbonbons vor dem Mittagsessen mit den lustigen Papierkronen. Jeder hat eine auf dem Kopf...


... natürlich auch der Hund.


In den Tagen nach Weihnachten habe ich mich im historischen Port Adelaide umgesehen...


... und bin noch mal in Glenelg über die Jetty Road zum Strand gelaufen. Wird wohl nicht so bald wieder vorkommen, dass ich am 1. Weihnachtsfeiertag zu einem Strand laufen kann.


Am 29. Dezember habe ich Adelaide verlassen und bin zuerst in die malerischen Adelaide Hills gefahren, wo ich dieses wunderschöne Holzpferd der Größe Super XXL betrachten konnte, ...


... und danach nach Birdwood in National Motor Museum. Naja, ich will niemanden mit Dutzenden Oldtimerfotos quälen, aber eines muss dann doch sein: Dieser unscheinbare Wagen hier ist seit einigen Jahren wieder recht bekannt, fast schon berühmt geworden. Wer weiss, wie, wo und warum?


Ich geb mal einen Hinweis: Es ist ein recht zauberhafter Wagen. (Stellt ihn euch in blau vor)

Nach einer Nacht im hübschen Örtchen Lyndoch ging es weiter ins Barossa Valley, Australiens bekanntestem Weinanbaugebiet. Überall werden kostenlose Weinproben angeboten, also hab ich mal ein paar Schlückchen probiert. Zum Weinkenner werd ich deshalb nicht, ehrlich gesagt schmeckt mir das alles ziemlich gleich. Geschmacksrichtungen wie "holzig", "caramellig" oder "Erdbeer" konnte ich nicht entdecken. Wahrscheinlich haben mir die australischen Farb- und Konservierungsstoffe schon gründlich den Geschmackssinn verdorben.


So betrunken, dass ich mich gegen dieses Fass stützen muss, war ich natürlich nicht, zum einen gibt es ja nur einen Fingerhut voll zu nippen, zum anderen hatte ich am selben Tag noch einen weiten Weg nach Broken Hill vor mir. Broken Hill ist die Outbackstadt von New South Wales (und die einzige Stadt nennenswerter Größe auf der nördlichen Strecke zwischen Adelaide und Sydney). Sie ist zum einen für Bergbau und ihre Silberminen bekannt - daher auch der Spitzname "Silvercity" - , zum anderen gilt sie als Stadt der Künstler und Kreativen, die hier in der Abgeschiedenheit des Outbacks und nahe den alten Minenanlagen offenbar viele Anreize für kreative Arbeit finden - die sich übrigens in der ganzen Stadt finden, und sei es als Gemälde an den öffentlichen Toiletten.


Auch Fotomotive finden sich überall, zum Beispiel an der alten Junction Mine, an der ich morgens mit Cornflakes gefrühstückt habe ...


... oder auch bei ganz fantastischen Abendlicht auf diesem Friedhof, der so groß ist, dass man mit dem Auto durchfahren muss. Sogar Verkehrsschilder gibt es.


Manche Sachen stehen eben in keinem Reiseführer, und man kommt nur durch Zufall dahin.

Recht bekannt in Broken Hill ist dagegen das Sculpture Symposium in der Living Desert, 10km ausserhalb der Stadt. Zwölf Künstler haben hier in Handarbeit Steinskulpturen ins Outback gemeißelt. Das Ergebnis ist nach dem Besuch der Art Gallery in Adelaide zwar eher ernüchternd, aber ich denke, Kunst in Australien entfaltet ihre Wirkung oft nur in Verbindung mit der Landschaft, in der sie steht, und da kann man in Broken Hills faszinierendem Outback keinesfalls meckern.


Auf dem Rückweg vom Sculpture Symposium nach Broken Hill habe ich noch ein "Kunstwerk" gesehen, oder sollte man besser sagen, "Kitschwerk"?


Im sonst völlig unweihnachtlichen Broken Hill gibt es offenbar eine Familie, der Weihnachten sehr wichtig ist.

Am nächsten Tag bin ich ins 25km entfernte Silverton gefahren, eine der vielen Ghost Towns in Australien, in der die Minen ausgebeutet sind und die Arbeiter die Stadt verlassen haben. Silverton ist aber nicht nur irgendeine Ghost Town, sondern aufgrund seiner Lage im einsamen Outback Drehort für unzählige Werbespots und diverse Kinofilme gewesen. Der bekannteste davon dürfte wohl der Action-Kultfilm "Mad Max 2" mit Mel Gibson von 1982 sein; und tatsächlich stehen vor dem legendären Silverton Hotel noch die schwarzen Film-Fahrzeuge, was den Ort zu so etwas wie dem Mekka der Mad Max-Fans macht.


Ich bin - übrigens als einziger "Touri" - den Heritage Walking Trail gewandert, der aus einem zweistündigen Rundweg durchs karge Outback und an diversen Ruinen vorbei bestand. Dabei kam ich auch an den Mundi Mundi Plains vorbei, nicht nur Drehort einer der bekanntesten Szenen aus Mad Max (ich kann mich noch gut erinnern), sondern auch dem Beginn des absoluten "Nichts". Rechts sieht man einige Hügel, dann kommt noch der obligatorische Picknicktisch, und nach links gibts dann nur noch brettebenes, steinig-staubiges, menschenleeres Outback - für die nächsten 1500 Kilometer, bis man dann irgendwann mal auf den Ayers Rock trifft. (Dahinter gibts dann noch mal 1500km Nichts. Stark, gell?)


Hier heisst es dann immer schön auf dem Wanderweg bleiben, wir wollen ja nicht in die falsche Richtung abdriften. Ausser man ist "outbackerfahren", wie dieser kleine Freund hier.


Ich war froh, als ich die Ruinen von Silverton wieder vor mir hatte. Und siehe da, auch hier gibts Künstler.


Achja, Sylvester war ja auch noch. Nun ja, abgesehen von Feiern in Melbourne und Sydney wird Sylvester in Australien wohl nicht so sehr gefeiert wie bei uns (Böllern ist auch verboten, gibt eh schon genug Buschbrände zurzeit). Zum anderen ist Broken Hill mit rund 15.000 Einwohnern nicht gerade Partyhochburg Nr.1. Eigentlich wollte ich einen ruhigen Jahreswechsel im Broken Earth Cafe auf der alten Silbermine verbringen.


Hier hieß es aber bald: Wir schließen um 22 Uhr. Daraufhin habe ich beschlossen, den Jahreswechsel einfach mal zu verschlafen. Das hätte auch gut geklappt, bis mich dann um fünf Uhr morgends ein Gewitter mit Hagelschauern (!) aus dem Schlaf gerissen und zu einem Umparkmanöver unter das Dach einer kleinen Tankstelle getrieben hat. Mein erstes Gespräch im neuen Jahr war mit dem Tankwart, der mir verraten hat, dass es in Broken Hill nur 4 Tage im Jahr regnet. Und Hagel gibt es nur alle 15 Jahre. Tja, Glück muss man haben, was?


Am 2. Januar 2007 habe ich den Rückweg von Broken Hill angetreten. Dieses Schild sagt deutlich: Viele Städte gibt es nicht auf den nächsten 1205 Kilometern. Yepp, it's a bloody long way. Zum Glück bin ich in die andere Richtung nach Adelaide gefahren, das sind "nur" rund 520 Kilometer. Hier bin ich jetzt zu Besuch bei einem alten Freund, doch davon mehr beim nächsten Mal.

6 Comments:

At 4.1.07, Anonymous Anonym said...

Salut chris,
so unspektakulär kann man also sylvester verbringen... Ich für meinen Teil war bei Freunden aus der Studienzeit in München. Allerdings wurden wir in keinen Club eingelassen - so wie wir aussahen. Dafür den ganzen Knallzauber in der Innenstadt erlebt und die Nacht hindurch mit den Mädels auf der Nintendo Vii Bowling und Golf gespielt. Ein Heidenspaß!
Keep rolling!

 
At 7.1.07, Anonymous Anonym said...

Hallo Chris,
ich weiss nicht, worüber ich mehr gelacht habe: über den Hund mit Papierkrone oder über das "wunderschöne" Holzpferd, einfach köstlich!
Zu dem Oldtimer fällt mir leider nichts ein.
Grüsse von Florian

 
At 10.1.07, Anonymous Anonym said...

hi
mein tipp für das auto wäre das fliegende Auto von den Weasleys in Harry Potter??? Katja

 
At 10.1.07, Anonymous Anonym said...

HAPPY NEW YEAR!
Ich find die Idee von dem fliegenden Weasley-Auto auch ganz toll, aber irgendwie musste ich trotzdem an Trabi denken. Naja, kenn mich da ja auch nicht so aus.
Hab in der Zeitung ein tolles Bild von der Brücke in Sydney zu Silvester gesehen, das ist eh viel schöner als wahllos umherballern, das muss in Berlin z.T. wieder ganz schön heftig gewesen sein. Da hab ichs in Bayern auch eher ruhig angehen lassen. Ja, die Fotos sind wieder supi und nu wissen wir auch alle wie x-mas down under läuft - takk fýrir!

 
At 10.1.07, Anonymous Anonym said...

ehm, also dass sollte natürlich nicht d sondern "die sandra" heißen ;-)

 
At 13.1.07, Blogger Chris_in_Australia said...

Ja, es ist das fliegende Auto der Weasleys. Gibt ja doch genug Harry Potter Leser hier.
Chris

 

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