Vom 80-Mile-Beach bis nach Exmouth
Und wieder liegt ein großes Stück Westküste hinter uns. Die meiste Zeit haben wir uns in den letzten 7 Tagen im Pilbara aufgehalten, aber der Reihe nach. Erst einmal muss ich noch ein Bild von unserem Kamelritt in Broome nachreichen, den wir uns nicht verkneifen konnten. Es schaukelte zwar etwas mehr als auf einem Pferd, aber dafür waren die Kamele extrem entspannt und durch nichts aus der Ruhe zu bringen, was man ja nicht von jedem Pferd behaupten kann.

Der Ritt hatten wir an unserem letzten Abend in Broome eingeplant, am nächsten Morgen sind wir dann nach Süden aufgebrochen. Den 80-Mile-Beach auf der Strecke haben wir uns gespart, weil die Zufahrtsstraße zu schlecht war. Das einzige aufregende auf der Fahrt war diese riesige Eidechse mitten auf der Fahrbahn.

Nach einigen Fotos in respektvoller Entfernung sind wir nach Port Hedland weitergefahren. Diese Stadt dürfte ohne Probleme die Auszeichnung "Häßlichste Stadt Australiens" bekommen. Ein Industriestandort mit Stahlkränen am Hafen und Containerhäusern mit Blechdächern. Und Road Trains, soweit das Auge reicht.

In Port Hedland werden Eisenerze, Salze und vieles mehr verschifft, was im südlich gelegenen Pilbara abgebaut wird. Das Pilbara ist eine trockene Gebirgslandschaft (unter anderem liegt hier der heißeste Ort Australiens), die neben Rohstoffen auch einen der schönsten Nationalparks Australiens zu bieten hat, den Karijini N.P. Und zu genau diesem sind wir hingefahren.

Er hat absolut faszinierende Schluchten, in denen Wasserfälle und kleine Bäche zwischen roten Gesteinsschichten hindurchfließen.



So wunderschön die Landschaft ist, so nervig ist doch manchmal das "Leben im Auto". Es gibt im Karijini N.P. mit einer Größe von - sagen wir mal - Ostdeutschland (grob geschätzt) gerade einmal zwei Duschgelegenheiten. Die eine war auf einem momentan geschlossenem Campingplatz, die andere im Visitor Centre, wo aber leider die Wasserpumpe außer Betrieb war. Nicht, dass wir jetzt die Sauberkeitsfreaks wären, aber wenn man auf engem Raum im Auto schläft und es tagsüber 30 Grad und mehr sind, sollte man hin und wieder mal Wasser sehen. Die einzige Möglichkeit war, direkt unter dem Wassertank (der zentralen Wasserversorgung!) zu duschen. Das tat gut, auch wenn es schweinekalt war. (Und, ja, ich habe die Unterhose auch ausgezogen. Aber das kann ich hier natürlich nicht zeigen.)

Und wo ich gerade beim Meckern bin, mich nervt gewaltig die ewige Sucherei nach Dingen, die in irgendwelchen Kisten oder Tüten im Wagen verstaut sind, mich nervt die Kofferraumklappe, die nur auf rückenfeindliche 1,65 Meter öffnet, mich nervt die durchgelegene Matratze, mich nervt, das wir keinen Strom haben, um wenigstens mal das Notebook aufzuladen, mich nerven nur sporadisch funktionierende Fensterheber, mich nerven teilweise absolut eklige öffentliche Toiletten und mich nervt, dass wir ohne Kühlschrank und mit nur einem Topf auf einem Gaskocher in unseren Kochkünsten arg eingeschränkt sind, auch wenn Daniela alles tut, um aus Nudeln, Tomaten und Reis leckere (und verschiedenartige) Dinge zu zaubern.

Aber ich will nicht rummaulen, wenigstens kann ich schlafen gehen, ohne dass andere Backpacker nachts durchs Zimmer grölen, und muss nicht mehr überallhin laufen, sondern kann fahren. Keine Freud ohne Leid. Und andersrum. Ich würde nicht tauschen wollen und wieder in Deutschland sein. Genießt die Fotos, Karijini war für mich definitiv eines der Highlights in Australien.


Vor der letzten (und berühmtesten) Schlucht hat dieser Bach unserer Fahrt ein Ende gesetzt, er war einfach zu tief und wir wollten es mit unserer geringen Bodenfreiheit nicht riskieren. Mehr aus Angst um die Elektrik als um Kratzer am Unterboden.

Schade, aber es gibt ja woanders noch so viel zu sehen. Mit den Gedanken an diese schöne Schlucht...

...und diese tollen Berge...

...haben wir Karijini verlassen und konnten endlich wieder von unsealed road (Schotterweg) auf sealed road (Teerstraße) wechseln.
Auf einer Straße durch die Berge sind wir zu einem Rastplatz mit einer großen Ansammlung von farbigen Steinen gekommen. Offenbar seit vielen Jahren haben hier Reisende diesen Rastplatz zu einer "inoffiziellen Gedenkstätte" an verstorbene Menschen anwachsen lassen. Auf die Steine waren Gedichte, kurze Andenken oder einfach nur Namen und Daten geschrieben. Da meine Großtante aus Berlin in dieser Woche verstorben war, habe ich auch ihren Namen auf einen Stein geschrieben und ihn zu den anderen gelegt. Dort wird er nun einige Jahre liegen, mit herrlichem Ausblick auf die Berge des Pilbara, bis die Schrift verwaschen ist und ihn sich der nächste Reisende nimmt, um ihn neu zu beschreiben.


In einer Stadt mit dem seltsamen Namen "Tom Price" gab es einige nette Lastwagen wie diesen hier zu sehen. 100 Tonnen Eigengewicht, 3 Tonnen Tankinhalt. (Und ich habe schon geschluckt, als ich nur den Road-Train-Fahrer am Roadhouse seine Tankrechnung über 1632 Dollar bezahlen sehen habe.)

Nachdem wir Tom Price verlassen hatten, hatten wir eine Strecke von 600km ohne Orte oder Sehenswürdigkeiten bis Exmouth vor uns. Natürlich geschah dann, was geschehen musste: Auf einer der einsamsten Straßen, die wir auf der ganzen Westküste gefahren waren, hatten wir eine Reifenpanne am rechten Vorderreifen. Also hieß es: Kofferraum entleeren, alle Kisten und Taschen an den staubigen Straßenrand, Reserverad unterm Kofferraumboden ausbuddeln und mal probieren, wie sich ein Reifenwechsel in Australien anfühlt. Noch am selben Tag morgens hatte ich übrigens gescherzt, dass eine Reifenpanne zu einer Fahrt durchs Outback ja fast schon dazu gehören würde. OK, keine Scherze mehr in Zukunft. Hat aber alles bestens geklappt und keine halbe Stunde später waren wir wieder auf Tour. Das schwierigste war noch, die dreckigen Hände mit minimalem Wasseraufwand wieder sauber zu bekommen.

Exmouth ist bekannt für sein Korallenriff, das Ningaloo Reef, das viele Taucher für das zweitschönste nach dem Great Barrier Reef halten. Und im Gegensatz zu diesem hat es den Vorteil, dass man nicht mit dem Boot rausfahren muss, sondern die Korallen und bunten Fische direkt im strandnahen Wasser beobachten kann. Wir haben uns zwei billige Schnorchel besorgt und uns in die Fluten gestürzt. Naja, besser gesagt,wir sind langsam reingewatet, denn das Wasser war doch recht kühl. Nach einer halben Stunde war ich durchgefroren und musste raus, aber es hatte sich gelohnt. Leider habe ich keine Unterwasserfotos machen können. Aber wir haben in Exmouth noch andere Tiere gesehen. Kanguruhs kann man zwar fast überall beobachten, aber auf freilaufende Emus waren wir nicht vorbereitet. Am Parkplatz hinter dem Tourist-Info haben sich zwei Emus ganz dreist unsere Toastpackung vom offenen Kofferraum geschnappt. Ein Glück, dass wir kurz vorher festgestellt hatten, dass der Toast schon leicht schimmelig war, da war die Trauer nicht so groß.


Die Zeit geht vergeht schnell, wir haben einen engen Zeitplan und es blieb mir in den letzten Wochen kaum Gelegenheit, mal innezuhalten und die Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Das wird auch daran liegen, dass wir an der Westküste fast die doppelte Strecke in weniger als der halben Zeit abfahren - im Vergleich zu meiner Zeit an der Ostküste. Nur noch rund anderthalb Wochen, dann werden wir in Perth sein und die lange Fahrt hat (erst einmal) ein Ende.
2 Comments:
HiHo
Schön, schön, hört sich ja wieder mal alles super an,....die ganzen bilder kommen mir inzwischen bekannt vor, hab ja grade erst die 16 Filme von meinen eltern gesehen.
bei uns geht s am freitag los nach thailand, bin schon gespannt und aufgeregt.
tom und vicky haben mir voll des tolle geschenk mitgeschickt auch mit einem foto von oscar, damit ich mich immer an die dumme gans erinnern kann,...na klasse ,.. :-)
viele grüsse, Katja
PS:Wie schauen deine weiteren pläne nach perth aus?
Freunde von mir haben sich in Australien mal ein Auto gemietet und sind damit auch quer durch's Land gefahren. Irgendwann kam, was kommen musste, sie durchquerten einen Bach. Dieser stellte sich bald als tiefer Fluss heraus, doch als sie's bemerkten, war es schon zu spät, das Auto stand komplett unter Wasser.
Sie fingen dann an, ALLES auszubauen (auch die Sitze), um die Karre trocken zu bekommen. Das hat dann auch gut geklappt, bis auf die Sitze, die so vollgesogen waren: Bei jeder Unebenheit auf der Strasse hatten sie 'nen nassen Hintern...
Ist echt keinem zu wünschen...
Viel Spass weiterhin!!!
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