Montag, September 11, 2006

Durch die Kimberleys bis nach Broome

Von Katherine sind wir nach Kununurra Richtung Westen weitergefahren. Die Strecke sieht nicht weit aus, aber nur die Road Trains fahren Tag UND Nacht...


... wir haben dann doch noch eine Übernachtung auf einer Rest Area gebraucht. Rest Areas sind öffentliche Rastplätze am Rande des Highways, die meist aus einer größeren Fläche rotem Outbacksand, einigen Picknicktischen und einem stinkendem Plumpsklo bestehen. (Wir haben oft die Natur vorgezogen.) Hier treffen sich alle, vom Luxus-Wohnmobil mit Boot auf dem Dach und Auto im Schlepptau bis zum Traveller mit kleinem Iglu-Zelt.

Am nächsten Tag haben wir die Bundesstaatengrenze NT - WA (Northern Territory - Western Australia) erreicht, und da WA recht strikte Regeln für die Einfuhr von bestimmten Lebensmitteln hat, mussten wir am Kununurra Checkpoint alle Lebensmittel angeben und Obst und Gemüse wegwerfen oder aufessen. Da gerade Mittagszeit war, fiel die Wahl nicht schwer. Danach wurde der Kofferraum ein zweites Mal von einem Officer in Augenschein genommen. Obwohl er sehr nett war, hat mich das Ganze doch ein wenig an die DDR-Grenzkontrolle erinnert.


Um die Campingplatzgebühren einzusparen, haben wir in Kununurra an der BP-Tankstelle geduscht und gekocht. Das war schon etwas unangenehm, mit Benzingeruch und Generatorlärm. Zum Übernachten haben wir uns dann an einen See gestellt, wo dieses Foto entstand.


Wie man sieht, raucht Daniela der Kopf. Tja, wer sooo lange telefoniert...
Kununura ist das Zentrum der West-Kimberleys - ein Örtchen, das mich mit seinen rotem Felsgebirge nahe der Stadtgrenze ein bisschen an Townsville erinnert hat, nur viel kleiner. Am Stausee wird offenbar der Strom für die Stadt gewonnen. Oder Trinkwasser.


Außerdem gibt es in der Gegend die einzige Stelle weltweit für Zebra-Rock, einen Felsen mit hell-dunklen Streifen. Der wird hier abgebaut und verarbeitet, zum Beispiel zu Schmuckstücken oder Flaschenhaltern wie diesem.


Auf der Weiterfahrt haben wir einen kurzen Abstecher nach Wyndham gemacht, aber das hätten wir uns ehrlich gesagt auch schenken können. Auf der Landkarte sehen die Stadtnamen immer so groß aus, aber das liegt nur daran, das es eben kaum Städte gibt. In Wyndham gab es den (bei klaren Wetter!) vermutlich beeindruckenden Five-River-Lookout und ein paar Aborigines und Kanguruh-Skulpturen, aber das wars dann auch. Deshalb haben wir uns entschlossen, später auf den Abstecher nach Derby (kurz vor Broome) zu verzichten. Schon zu oft haben uns kleine Städtchen enttäuscht; sehenswert ist hier nur die Landschaft.
Da wir ja keinen Geländewagen haben, haben wir die ungeteerte Gibb River Road ausgelassen, die mitten durch die Kimberleys führt und sind stattdessen über den National Highway No. 1 gefahren, der im großen Bogen im Süden durch die Kimberleys führt. Leider war auch der Bungle Bungle Nationalpark mit seinen charakteristischen runden Felsköpfen nur per Allradfahrzeug erreichbar (oder per Tour für 220 Dollar, aber das war uns zu teuer). Zum Glück sieht man ja auch jede Menge Natur vom Higway aus und man bekommt bei tief stehender Sonne ganz fantastische Bilder hin (unten: Termitenhügel).



Ganz bekannt für die Kimberleys sind die Flaschenbäume, die einen dicken, flaschenähnlichen Stamm haben.


Das sieht manchmal so aus wie die peitschende Weide aus Harry Potter, den wir als Hörspiel im Auto auf den langen Fahrten gehört haben. Für die Strecke Kununurra - Broome braucht man etwa 3 Tage; wir haben 4 gebraucht, da wir hin und wieder angehalten haben. Übernachtet haben wir in den Orten Halls Creek auf einem Campingplatz, da hier im Lonely Planet vor gefährlichen Aborigines gewarnt wird und auf einer Rest Area hinter Fitzroy Crossing.

Trotz Trockenzeit hatten wir eine kleine Wasserdurchfahrt auf dem Highway. Uns war nicht ganz wohl dabei, nicht nur, weil man ja nie weiß, ob das Wasser nicht zu tief für den Wagen ist, sondern vor allem, weil wir eh schon nervös waren, was Feuchtigkeit und Elektrik angeht, nachdem wir eine Tasse heißen Tee über die Knöpfe der elektrischen Fensterheber in der Mittelkonsole verschüttet hatten. Darauf gingen die Fenster nicht mehr zu. Leider aber noch auf :-( Aber ein netter Mechaniker hat die Elektronikplatine für ein Trinkgeld druckluftgereinigt und die Teereste abgebröckelt, dann funktionierte wieder alles.

Am 6. September 2006 sind wir in Broome angekommen, der einzigen Stadt nennenswerter Größe in Nordwestaustralien (15.000 Einw.). Broome hat nicht wirklich Highlights, Broome IST das Highlight, allein schon deshalb, weil ja hier sonst nichts ist.


Der Lonely Planet schreibt über Broome: "Although a mere pinprick on the colossal north Western Australian coast, Broome looms large in the Australian psyche. Broome is synonymous with exotic, tropical beaches and the outdoors, and Aussies get a dreamy, faraway look in their eyes at the mention of it. WA`s isolation has served it well in the case of the north`s largest town..."


Wir haben uns am Cable Beach (hier führte das erste Telefonkabel Richtung Indonesien) von der langen Fahrt erholt. Und wie die Australier nun mal sind, darf man auch mit dem Auto auf den Strand. Wir sind mal besser auf dem festen Sand geblieben, mit dem ganzen Gepäck ist der Wagen sowieso schon tiefer als angenehm.


Gerade war Ebbe und man konnte weit ins Meer hinauslaufen. Am Strand lagen ein paar rosa Quallen. Wir sind lieber nicht geschwommen, auch wenn Leute im Wasser waren. Die Warnungen vor tödlichen Quallen stehen immerhin in jedem Reiseführer, und wir wollten nichts riskieren. Immerhin war in diesen Tagen gerade Steve Irvine, Australiens bekanntester Krokodilforscher und Fernsehstar (siehe mein Blog-Beitrag "Die Suncoast / Maroochydore), am Stich eines Rochens gestorben, und das ganze Land war in Trauer.


Bei Ebbe und Vollmond, der zum Glück gerade war, gibt es in Broome die "Stairway to the moon" zu bewundern. Der Mond spiegelt sich in den Wellen des Wassers, sodass horizontale helle "Striche" entstehen, die - mit viel Fantasie - einer Treppe zum Mond ähnlich sehen. Leider war der Himmel recht bedeckt und wir haben die Treppe nur kurz gesehen, als sich die Wolken vor dem Mond für einen Moment verzogen hatten. Ich habs fotografiert, aber mit 3-fach Zoom gibts halt nur wenige weiße Pixel in vielen schwarzen zu sehen. Deshalb lieber ein Foto mit den Leuten, die sich schon zwei Stunden vorher an der entsprechenden Stelle am Strand versammeln.


Am Strand haben wir auch die Wüstenschiffe gesehen. Kamelritte sind der Renner hier, und die Kamele laufen durch die Stadt oder liegen am Strand und sind ähnlich häufig wie in Deutschland Pferde in der Nähe von Reitschulen.



Da in Broome scharf kontrolliert wird, konnten wir nicht "wild" parkcampen, und mussten auf den Campingplatz. Was den Vorteil hat, dass man duschen kann :-)


"Established as a pearling centre by Japanese entrepreneurs in the 1880s, Broome soon attracted communities of Chinese traders and Malay divers, with the latter joining many local Aborigines people in the dangerous side of the business." (Lonely Planet) Heute erinnert noch der japanische Friedhof an diese Zeiten. Japanischsprechende vor, was bedeuten diese Zeichen?


Etwas außerhalb der Stadt, am Gantheaume Point, waren schöne Felsen mit eher weniger beeindruckenden Dinosaurierfussabdrücken zu sehen. Hier sinds übrigens rund 30 Grad. Soviel ich weiß, messen Australier Temperaturen im Schatten.



Sun Pictures ist (angeblich) das älteste Outdoor Cinema Australiens. Die meisten Häuser in Broome haben weiße Dächer, um die Hitze abzuhalten, was mir sehr gut gefällt.


Mittlerweile sind wir wieder aufgebrochen nach Süden. Erst nach 600 Kilometern Highway kommt Port Hedland, die nächste Stadt. Auf dem Weg dahin gibt es nur zwei Roadhäuser mit Tankstelle (Preise mit saftigem Outbackaufschlag) und kleinem Shop. Dort werden uns vermutlich wieder tausende von Fliegen nerven, die wir hier in der Stadt schon fast vergessen hatten.

2 Comments:

At 17.9.06, Anonymous Anonym said...

Hey hallo,
die Kommentare hier werden ja auch immer weniger. Woran das wohl liegt?
a) die Leute wissen einfach nicht mehr, was sie sagen sollen, ohne sich zu wiederholen ("tolle Fotos")
b) die Leute haben den Link zum Blog vergessen oder schauen nicht nach, weil sie sonst Fernweh bekommen
c) die Leute haben einfach zu viel zutun, schauen kurz nach, sehen , dass es dir gut geht und gehen kommentarlos

Ick bin da andas.
Übrigens Zebra-Rock gibts bei uns auch, bei H&M aus reiner Baumwolle (oder war's doch ein Kleid???) *g*

Sonnige Grüße hinterlässt
die Sandra

 
At 22.9.06, Anonymous Anonym said...

... ich tendiere zu a) und c)
:-)
Also, der Banknachbar und ich, wir sind regelmässig dabei.

Die Zebra-Rocks müssen ja echt irre sein, das Foto von dem Flaschnhalter war toll!
Ich geb' in 3 Wochen meine Diplom-Arbeit ab und Annfang November ist Verteidigung...
Wann kommst Du nochmal zurück? ;-)
Viele Grüsse!!!

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home