Donnerstag, Juli 20, 2006

Einmal Outback und zurueck

Am 6. Juli habe ich Childers verlassen und bin für einen Tag nach Bundaberg und einen weiteren nach Rockhampton gefahren. Beide Städte sind nicht weiter aufregend, viele schöne Häuser, aber absolut nichts los.


Der Botanische Garten war ganz nett, nachdem wir ihn nach einer Stunde Fußmarsch endlich mal erreicht hatten. Fran kommt aus Südengland und gibt hier Kurse an Sprachschulen - genau die Art Sprachschule, die ich in Sydney besucht habe. Wat`n Zufall.


Von Rockhampton gings endlich los - mit einem Zug ("Spirit of the Outback") Richtung Westen, vorbei an Städten mit originellen Namen wie Alpha oder Jericho, rund 700km hinein ins Outback.


Der Zug hat dafür über 10 Stunden gebraucht, was daran lag, dass er nie schneller als 70km/h und teilweise mit Schritttempo gefahren ist. Die australische Eisenbahn ist eben nicht mit europäischen Zügen zu vergleichen. Dafür war der Ausblick natürlich umso schöner.
In Barcaldine bin ich erstmal für vier Tage bei Tom und Vicky untergekommen. Sie wohnen 3km ausserhalb der Stadt, umgeben von viel Outback, haben ein paar Gänse, Hühner, Wellensitiche, ein Pferd und ein zahmes Kanguruh namens Boomer, das oft auf der Veranda vor meinem Schlafzimmer lag. Das war echt goldig.



So was sieht man nicht allzu oft, ein Kanguruh mit Milchflasche. Eigentlich ist es gar nicht so gut, Kanguruhs an die Menschen zu gewöhnen.


Denn leider werden hier so viele Kanguruhs überfahren. In Barcaldine sind 90% der Autos Geländewagen, und alle haben einen Rammschutz vorne. Der ist auch nötig, denn pro Straßenkilometer sieht man etwa 3 tote Kanguruhs. Und die großen Road Trains, die australischen Lastwagen mit drei Anhängern, die ich hier erstmals richtig wahrgenommen habe, könnten so schnell auch gar nicht ausweichen oder gar bremsen.


Ist das nicht ein Foto wie aus einem Kalender? Gar nicht so einfach, mit meiner einfachen Kompaktkamera ein sich bewegendes Objekt zu fotografieren. Da vermisse ich die Spiegelreflexkamera sehr.


Ach tat das gut, nach so so vielen Hostels mal wieder gut durchzuschlafen, ohne Schnarcher, Nachttelefonierer und Spätinsbettgeher.


In Barcaldine gabs eine spannende Ausstellung über frühe Arbeiter im Outback; und im 100km entfernten Longreach, auch "Queenslands Outback-Metropole" genannt (3000 Einwohner), habe ich mir "The Australian Stockmen Hall of Fame" angesehen. Merke: Stockman = Arbeiter im australischen Outback; Cowboy = Rodeoreiter.



Tom ist wohl das, was man einen echten Outbackaustralier nennt, auch was seinen australischen Akzent betraf, ich hatte so meine Schwierigkeiten. Früher hat er auf Farmen gearbeitet, ist Road Trains gefahren, war Stockman UND Cowboy und jetzt bietet er Touren ins Outback an. Durch seine Vergangenheit kann er natürlich wahnsinnig viel über Land und Leute erzählen.


Seine Tour ist wirklich etwas besonderes, so etwas findet man kaum in den touristisch besser erschlossenen Gebieten direkt an der Ostküste. Er fährt mit dem Bus direkt durchs Outback, es gibt keine geteerten Straßen und andere Fahrzeuge sieht man an diesem Tag nicht.


Dafür aber Aborigineszeichnungen und Hand- und Fußabdrücke. Einige dieser alten Symbole sind in identischer Weise in Amerika gefunden worden. Niemand kann sagen, warum oder wie diese Verbindung zustande gekommen ist.


Tiere des Outbacks, ganz nah.


Ich hatte mir Outback immer als Wüste mit gelegentlichen Sträuchern vorgestellt, aber es ist viel mehr. Outback kann Wald sein, Steppe, Wüste, Wiese, mal mit Wasserlöchern, mal trocken gelblich, mal mit rötlichen Felsen, gebirgig oder absolut flach. DAS Outback gibt es nicht, jede paar Kilometer kann es anders aussehen. So hatte ich mir Australien eigentlich vorgestellt, alle Städte zuvor hätten auch in anderen Teilen der Welt sein können, aber das Outback ist Australien pur.


Am 13. Juli 2006 bin ich für vier Tage auf eine echte Farm gekommen. Dachte ich. War aber ein Property. Denn: Farm = Gemüseanbau; Property = Rinder und Schafe. Manche Unterschiede sind (zumindest für mich) eben nicht so leicht wahrzunehmen.(Rock oder Kleid? H-Milch oder Frischmilch?). Auf jeden Fall lebt auf Home Creek, so der Name des Property, die Familie Chandler, v.l.n.r. Willie, Emma, Marcelle, Hughie und A.J.


Willie ist ein echter Famer, äh Dings, Property-Mensch, na ihr wisst schon. Hier ist er grade damit beschäftigt, seine Schafe zu zählen. Kein Witz. Er benutzt dabei ein Stoppuhr-ähnliches Gerät, das bei jedem Draufklicken eins dazu addiert. Die Schafe werden dabei von einer Weide auf die nächste getrieben. Das geht so schnell, dass ich es nicht geschafft habe, mitzuzählen, geschweige denn, schnell genug zu drücken. Soll aber alles nur Übungssache sein. Wie viele Schafe es nun sind, weiß ich nicht, aber die Zahl müsste so vier- bis fünfstellig sein.



Am Tag drauf dann Rinderzählen. - Nee, Quatsch, den Rindern haben wir kurz Auslauf gegönnt, weil sie noch jung sind und sich allmählich an die Freiheit gewöhnen sollen. Die Rinder werden hier übrigens nicht zu Pferde zusammengetrieben, sondern mit Motorrädern und - wenn es nötig ist - per Helikopter. Das Gelände ist einfach zu groß für Pferde. Und Pferde sind - fürs Schafetreiben - auch zu langsam, da müsste man sie ständig austauschen, sagt Willie.


Außerdem haben wir noch Brandzeichen gesetzt, kastriert (heißt das bei Rindern so?) und in die Rinderohren elektronische Sender zur Identifizierung geknipst.


Und die Hörner abgeschnitten. Das war das blutigste. Ich weiß nicht warum, aber Willie und seine Helfer haben die Zange immer viel zu weit am Kopf angesetzt und dabei jede Menge Fleisch mit herausgeschnitten. Die Rinder haben dabei gebrüllt wie am Spieß und das Blut ist weit gespritzt. Das war nicht gerade angenehm. Besonders für die Rinder nicht.


Endlich hatte ich mal Gelegenheit, Motorrad zu fahren. Da hab ich den Schein ja nicht umsonst gemacht. Auch wenn niemand danach gefragt hat. Dieser Weg führt von Home Creek zur öffentlichen Straße nach Barcaldine. Der Weg ist ungefähr 10km lang. Viel Platz zum Motorradfahren, ohne Gegenverkehr oder Polizei.


Der etwas verkniffene Blick liegt wohl daran, dass ich in die Sonne blinzel, mit einer Hand das Motorrad halte und mit der anderen mich selbst von schräg hinten fotografiere. Das will gekonnt sein. Vor allem bei dem rutschigen Boden. Auch wenn es hier nicht so aussieht: Es hat in den Nächten zuvor - ganz untypisch für die Jahreszeit - stark geregnet und der feine rote Outbacksand war zu einer schmierigen Pampe geworden, die fast jede Arbeit im Freien unmöglich macht.


I really enjoyed my stay in Barky and Home Creek, thank you very much, Tom & Vicky and Willie & Marcelle, for this fantastic time!

6 Comments:

At 21.7.06, Anonymous Anonym said...

Für die Identität der Abdrücke in Australien und Amerika fallen mir gerade zwei Erklärungen ein:
Nr.1: Die Menschen haben auf verschiedenen Kontinenten unabhängig voneinander die gleiche Entwicklung durchgemacht.
Nr.2: Ein geschäftstüchtiger Amerikaner brauchte noch eine Touristenattraktion und hat in Australien etwas gefunden, was er einfach selber nachmachen konnte.
Wer hat noch eine Idee?
Florian

 
At 22.7.06, Anonymous Anonym said...

Wow, ich bin einfach hin und weg! Diese Bilder und was du da auf den Ranches erlebt hast - echt unglaublich! Von sowas träumt man doch immer, wenn man mal wieder zu viel Marlboro-Werbung gesehen hat: Einmal den Cowboys bei der Arbeit zusehen... Hast du denn auch mal ein Brandzeichen gesetzt? Man spricht übrigens immer vom kastrieren, wenn die Forpflanzugsorgane entfert werden (auch bei Weibchen), das hab ich damals in bei meinem Tierarztpraktikum gelernt. Das zahme Kanguru ist ja echt zu niedlich, aber das galoppierende Pferd toppt alles! Und diese Ding, mit dem der Willie die Schafe gezählt hat, wird derzeit auch in einem Werbespot benutzt, da zählt der Mann die Flirtchancen, die er aufrgund eines bestimmten Deos (ich glaube Axe) hat. Also weiß jeder, der diesen Spot kennt, wie er sich dieses Zählgerät vorzustellen hat (ist sogar auf Plakatwerung zu sehen).
Eine Frage hätte ich noch: Wie bist du auf die Leute gekommen?

 
At 24.7.06, Anonymous Anonym said...

Hi, hört sich ja super an,...hattest ja eigentlich Glück, dass du auf dem Property so viel Stockman work gesehen hast!!!!!
wie gehts den Kids so? kann Emma schon laufen??
bis dann K

 
At 26.7.06, Blogger Chris_in_Australia said...

Antworten:
Ich bin ueber Katja auf die Leute gekommen. Katja war letztes Jahr auch hier fuer 2 Wochen. Der Kontakt geht irgendwie ueber die Schule von Katjas Mama, dann an die Goldcoast und von dort nach Barky. Recht kompliziert, aber wir haben uns ja gefunden!
Den Kids gehts bestens, und Emma kann laufen. Und sie kann die kurzen Beine fast schneller bewegen als jeder andere. Sieht aus wie ne Ameise auf zwei Beinen, wenn sie ueber den Flur sprintet!

 
At 30.7.06, Anonymous Anonym said...

Hi Chris,

das mit dem richtigen Bett im eigenen Zimmer kann ich sooo gut nachvollziehen. Nach ein paar Tagen Hostel war ich auch immer sehr glücklich, wenn mich eine (voller Mitleid - hehe;-) zu sich nach hause genommen hat.

Meine Güte, jetzt weißt Du sogar, was wahre Landarbeit bedeutet und warum sich Deutschland dem Dienstleistungssektor widmet ;-)

Ich tippe auf Theorie Nr.:2

Lieben Gruß

 
At 3.12.14, Anonymous Anonym said...

Du laberst scheiße das outback ist in der Schweiz

 

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