Tasmanien - Die Wildnisinsel
Von Melbourne aus haben Daniela und ich einen neuntägigen "Ausflug" nach Tasmanien gemacht, Australiens größter Insel, die selber ein ganzer Bundesstaat ist. Mit der Fähre "Spirit of Tasmania" sind wir abends vom Melbourner Hafen aufgebrochen und hatten einen schönen Blick auf Melbournes Skyline.


Bei schwankender See verging uns dann kurzzeitig die gute Laune, denn wir haben in diesem fensterlosen Raum im Day-Nighter-Seat übernachtet. Da viele Sitze leer blieben, konnten wir zum Glück auf dem Boden zwischen den Sitzreihen im Liegen schlafen. Es war hart und die Klimaanlage blies kalt, aber wenigstens wurden Decken verteilt.

Zwar hätten wir uns diese Nacht ersparen können, wenn wir das in etwa gleichteure Flugzeug genommen hätten, aber wir brauchten ja das Auto auf Tasmanien, nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Übernachten.
Am nächsten Morgen sind wir in Tasmaniens drittgrößter Stadt Devonport angekommen. Unsere erste Fahrt führte uns gleich zu einem der Highlights der Insel, dem Craddle Mountain Nationalpark. Und so sieht er aus, der Craddle Mountain.

Das war schon recht beeindruckend. Immerhin kamen wir vom australischen Festland und hatten monatelang nur flache Hügel und heisse Steppe gesehen; und plötzlich waren wir in einem zum Teil alpinen Gebiet. Auch wenn hier gerade kein Schnee liegt, kühl und windig ist es schon.

Dennoch kein Grund, nicht die Sonne zu genießen, die zum Glück gerade schien. Denn das tut sie hier statistisch nur an 3 von 10 Tagen. Der Nationalpark hat auch eine reiche Tierwelt. Echidnas (eine Art großer Igel mit spitzer Nase) haben wir hier fast an jeder Ecke gesehen, und sogar ein paar Wombats sind uns begegnet.


Alles in Fotonähe, cool. Man braucht allerdings Geduld und Glück und muss sich beim Fotografieren langsam bewegen. Daniela war hin und weg von den Tieren. Dafür war ich von der Wanderung UM den See am Craddle Mountain (craddle = Wiege) begeistert. IM See stehe ich nur fürs Foto, es ist natürlich eiskalt.

Als nächstes führte uns unser Weg nach Westen in die kleine Hafenstadt Strahan und nach Queenstown, wo jahrzehntelang Bergbau betrieben wurde. Die aufgegrabenen Berge sind natürlich ein 1A-Fotomotiv, für die Umwelt und den vernichteten Regenwald war es aber eine mittlere Katastrophe. (Das Weisse ist kein Schnee!)

Die Straßen in ganz Tasmanien sind extrem kurvig, man braucht auch für kurze Entfernungen lange, ganz anders als die langen geraden Strecken in Westaustralien.

Tasmanien ist so ganz anders als der Rest von Australien, nicht heiss, nicht trocken, dafür viele dichte Wälder und richtig hohe Berge. Ein Paradies zum wandern, mountainbiken, wildwasserraften und Quadbike fahren. Im Südwesten grenzen fünf Nationalparks aneinander, das ist selbst für Australien einmalig. Laut Reiseführer hat in viele der Gegenden noch nie ein Weißer seinen Fuß gesetzt. Und Aborigines gibt es hier nicht mehr, sie wurden gejagt oder umgesiedelt, bis keine mehr da waren.

Hohe Wasserfälle, wenig Leute. Man sagt, Tasmanien ist dem Rest Australiens 20 Jahre hinterher.

Aber es gibt auch große Städte. Die Hauptstadt Hobart hat mir sehr gut gefallen, besonders vom 1210m hohen Mt Wellington. Die Fahrt mit dem Auto von Meereshöhe in eine alpine Zone ohne Bäume hat bei mir allerdings Kopfdröhnen verursacht. Da spürt man die dünne Luft. In Hobarts Stadtzentrum sind wir noch im T-Shirt gewesen, 30min später haben wir trotz T-Shirt, Pulli und Jacke gefroren.

Ein Muss jedes Tasmanienbesuches ist ein Bummel über die Salamanca Markets, den Wochenmarkt in Hobart. Bunte Stände mit frischem Obst und Gemüse, leckerem Honig und Kunsthandwerk aus Holz und Metal. Der schönste Markt in ganz Australien! Und alles in historischer Kulisse vor den alten Häusern am Hafen. Im Hintergrund ist der Mt Wellington.


Von Hobart sind wir nach Port Arthur weitergefahren, übrigens dem südlichsten Punkt meiner Australienreise. Hier liegt eine historische Anlage mit Gebäuden, Gefängnissen und einer Kirche für Strafgefangene, die hierher gebracht wurden - zu einer Zeit, als Tasmanien noch Van Diemens Land hieß.

Man hätte sich das alles natürlich auch bei Tageslicht ansehen können, aber spannender und noch dazu günstiger war die Ghost Tour bei Nacht. Ein Guide hat uns bei Kerzenlicht durch die Anlage geführt und Geschichten von gruseligen Vorfällen und angeblichen Geistererscheinungen erzählt. Daniela hat daraufhin einen anderen Übernachtungsplatz vorgeschlagen. Geister sind uns aber nicht erschienen.

Der nächste Morgen war dann wieder "historisch", aber weniger gruselig: Die älteste Steinbrücke Tasmaniens von 1823 in Richmond. Ganze Reisebusse werden hier rangekarrt, nur um diese "uralte" Brücke zu sehen. Wir haben davor gefrühstückt, Nutellatoast und Cornflakes. Bänke und Tische bauen die Australier ja überall hin.

Nach einer weiteren Halbtagesfahrt sind wir in den Freycinet Nationalpark an der Ostküste gekommen. Hier liegt einer der schönsten Strände der Welt, die Wineglass Bay. Wegen Danielas - sagen wir mal - suboptimaler Kondition haben wir es zwar nur bis zum Lookout geschafft, aber auch der war die Mühe wert.

Den Strand haben wir dann an den Friendly Beaches genossen. Strahlendweisser feiner Sand wie am Whiteheaven Beach auf den Whitsundays, nur eben ein wenig kälter. Mit Schwimmen war nix, wir sind in der Windjacke am Strand entlanggelaufen und haben am Parkplatz zahme Wallabees (kleine Kangaruhs) gestreichelt.

Weiter ging unsere Fahrt über den touristisch wenig erschlossenen Nordosten, St Marys und St Helens, über diverse Pässe, an einer Käsefabrik, den Columba Falls und Regenwäldern vorbei.

In Exeter haben wir auf einem kostenlosen Campingplatz ein nettes Ehepaar aus Brisbane mit einem Camper getroffen und haben zusammen gefrühstückt.

Am nächsten Tag war Launceston dran, Tasmaniens zweitgrößte Stadt, idyllisch gelegen im Weinanbaugebiet Tamar Valley. Die Weihnachtsdeko beschraenkt sich auf rote und gruene Wuschelbaender ueber der Strasse, die irgendwie an die Buersten in der Waschanlage erinnern.

15min vom Zentrum entfernt ist die Cararact Gorge, eine Schlucht mit einem Wanderweg drumherum. Sogar eine Sesselbahn fährt darüber. 8,50 Dollar für 100 Meter über die Schlucht sind schon fast schweizer Preise, oder? - Kurz vor unserer Rückfahrt nach Melbourne sind wir an Grindelwald vorbeigekommen, einem schweizer Dorf mitten in Tasmanien - halb Touristenattraktion, halb Rückzugsstätte für betuchte Schweiz-Fans. Auf dem Haus steht übrigens: "Alpenrose Restaurant & Bar - Enzian Convention Centre". Hoch lebe die Schweiz. Oder das, was sich Australier darunter vorstellen.

Das war Tasmanien dann auch schon. Was bleibt? Ein Land, so ganz anders als der Rest Australiens. Nette Leute, hübsche Städte, leider die mieseste Beschilderung von allen Bundesstaaten, aber vor allem: tolle Natur. Berge, Seen, Flüsse, Wälder.
Uebrigens: Weihnachten werde ich in Adelaide feiern. Wer mir also eine Karte um die Welt schicken will, der soll sie an folgende Adresse senden:
Christopher Rabl c/o
Turner family
5 Allen Tce
Glenelg East 5045
Adelaide, SA
AUSTRALIA
Schreibt mir! Ich freu mich dann riesig!
3 Comments:
Hey, danke für deine Postkarte!
Freut mich, dass du Weihnachten in einer netten Familie unterkommst.
Alles Liebe,
Sandra
Mensch Chris, Du solltest mal weiter um die Welt reisen, da kann man so schön mitträumen - mal sehen wie wir das finanziert bekommen ;-)
Die Waschstraßen-Deko zu Weihnachten ist ja echt der Hammer! (Höre gerade die online-music von nukke-77, Du erinnerst Dich?)
Hallo Chris,
habt Ihr denn bei Eurer Ghost-Tour auch Tasmanische Teufel gesehen? Oder kommen die auch des Tags heraus??
Danke für die Weihnachtskarte!!
Viele Grüsse und Guten Rutsch!
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