Dienstag, November 14, 2006

Meine längste Reise

Von Denmark ging es nach Albany, der ältesten Stadt Westaustraliens, und mit 30.000 Einwohnern auch der größten im Südwesten. In der Whaleworld kann man sich über die Walfangmethoden im letzten Jahrhundert informieren. Die Walskelette waren recht beeindruckend groß.



Auch in Albany hatten wir das Glück, über einen Kontakt aus meinem Wwoofing-Büchlein Unterkunft gegen Arbeit zu bekommen. Wieder ein Ehepaar um die 55, aber diesmal waren die Leute viel interessierter an uns als in Denmark, und wir haben uns deutlich wohler und integrierter gefühlt. Sogar ein eigenes Gästezimmer haben wir bekommen - kein Vergleich mit dem verstaubten Schuppen in Denmark.


Hier sind wir beim Abendessen, v.l.n.r. Terri, Glenn, Chris, Daniela. Es gibt Maiskolben und im Ofen gebackenen Kürbis. Australier essen wirklich oft Kürbis, kann ich euch sagen.


Terri und Glenn wohnen in einem Stadthäuschen direkt in Albany, haben aber trotzdem einen hübschen Garten am Hang. Im Garten liegt ein hausgroßer runder Felsbrocken, auf dem eine Bank mit Blick auf die Stadt und das Meer steht. Kein Gartenarchitekt hätte das wohl so hinbekommen, was die Natur durch Zufall geschaffen hat. Unsere Hauptarbeit als Wwoofer bestand bestand darin, einen grossen Busch im Garten samt Wurzelgeflecht herauszuhacken.



Danach haben wir beim Weihnachtskuchen backen geholfen. Das war mein erster Kontakt mit Weihnachten in Australien, von einigen weihnachtlich geschmückten Einkaufszentren mal abgesehen.


Das ist Albany. Ganz nett mit dem Hügel. Strand haben sie auch. Aber trotzdem bleibt es eine Kleinstadt.


Wir sind dann zum Wave Rock aufgebrochen, der letzten Station auf unserer Rundreise im Südwesten. Der Wave Rock liegt im Landesinneren bei Hyden, je 4 Stunden von Albany und Perth entfernt, im tiefen Outback. Und dort herrscht gerade eine Heuschreckenplage. Das wussten wir nicht, aber Glenn wusste es, und da er Ex-Automechaniker ist, hat er uns ein Insektengitter vor dem Kühler befestigt, das den Großteil der Viecher abhält. Die Heuschrecken sind recht groß und könnten den Kühler verkleben und dann den Motor überhitzen.



Auf dem Weg durchs Outback war nicht viel zu sehen, für den Stirling Ranges Nationalpark war keine Zeit mehr, und so haben wir nur an diesem See mit der merkwürdigen rosa Farbe eine Pause gemacht.


Und dann waren wir endlich da, in Wave Rock Country, an dem gestreiften Fels im Nirgendwo, geformt von Wind und Wetter zu einer wellenähnlichen Form. Und man beachte die kleine Echse im Vordergrund!



Hier das obligatorische Foto an der schrägen Wand, das so in jedem Australienreiseführer zu sehen ist.



Als wir uns sattgesehen hatten bzw. uns gerade die elenden Outbackfliegen die gute Laune verderben wollten, haben wir den Rückweg nach Perth angetreten, der an endlosen Getreidefeldern entlangführte. Hier müssen wohl einige Fotos für den Windows XP Desktop-Hintergrund entstanden sein.


Teilweise ist die Straße einspurig, und man muss bei Gegenverkehr in den Seitenstreifen ausweichen. In Perth sind wir die letzten Tage auf einem Campingplatz untergekommen. Für den 12. November hatte wir ein Zugticket für den legendären Indian Pacific von Perth nach Adelaide gekauft. Obwohl wir mehrere Wochen vorher gebucht hatten (eben so früh wie möglich), haben wir gerade noch den letzten der 16 Fahrzeug-Stellplätze auf dem Zug im gewünschten Zeitraum bekommen. Das Auto muss ja schließlich mit in den Südosten.


Man hätte die Strecke Perth - Adelaide auch mit dem Auto fahren können, aber zum einen sind es rund 2700km, was der Entfernung London - Moskau entspricht, zum anderen möchte ich mit diesem alten Fahrzeug nicht mehr Gewalttouren über 5 Tage quer durch eine der heißesten Wüstengegenden Australiens machen, mit gerade einmal zwei Städten auf dem Weg, wo man Hilfe bei technischen Problemen holen könnte. Dass diese Entscheidung richtig war, haben wir kurz vor Perth an einem gebirgigen Streckenabschnitt gemerkt, als es extrem stark verschmort gestunken hat. Der Motor verliert etwas Oel, das dann an der heissesten Stelle des Auspuffs verbrennt. Soll zwar angeblich nicht schlimm sein, aber wir hoffen trotzdem, dass alles noch 5000km hält (nein, es sind nicht verschmorte Heuschrecken).

Der Indian Pacific ist der gleiche Zug wie der Ghan von Adelaide nach Darwin, nur die Logos sind ausgetauscht und die Lokomotiven haben eine andere Farbe.



Sonntag mittag sind wir in Perth losgefahren, um 23 Uhr abends sind wir im Goldgräberort Kalgoorlie angekommen. Hier wird vom Zug aus eigentlich die Besichtigung einer Goldmine angeboten, aber da wir Verspätung hatten, weil ein Güterzug auf der einspurigen (!) Strecke liegengeblieben ist, musste die Tour abgesagt werden. Ich war recht enttäuscht. Den ganzen Montag war der Indian Pacific unterwegs, lediglich bei einem 20minütigen Halt mitten in der Nullarbor Plain (Lateiner vor!) konnte man kurz aussteigen. Hier wird aber nur Wasser aufgefüllt, sonst ist nichts großartiges zu sehen, der Zug hält einfach mitten in der Wüste an. Sehr surreal. Erst am Dienstag morgen sind wir in Adelaide angekommen.

Das war meine längste Reise in Australien. Mehr über die Festival City, wie Adelaide sich nennt, und South Australia, den trockensten Bundesstaat auf dem trockensten Kontinent, gibts im nächsten Blog.


Dieselpower für die Wüste!

1 Comments:

At 15.11.06, Anonymous Anonym said...

Salut Chris,
Wie schmeckt denn nun gegrillte Grille?
War sicher clever den Zug zu nehmen, statt durch die öde Landschaft zu hirschen. Das Foto mit der Straße (WinXP) hat mir diesmal am besten gefallen!
Allzu weihnachtlich ist es hier nicht, denn nun haben wir +16C Mitte November!
Es grüßt Dein Banknachbar!

 

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