Von New Plymouth bis Wellington
Von New Plymouth bin ich wieder Richtung Osten gefahren. Auf der Nordinsel Neuseelands liegen die Highlights leider nicht wie in Australien alle "auf der Strecke", wenn man immer an der Küste entlangfährt. Also fahre ich einige "Schleifen", aber ich halte mich im Groben an die vom Lonely Planet empfohlene Route (jepp, ich habe auch einen Lonely Planet Neuseeland, schon in Australien von einem anderen Backpacker übernommen). Nahe Wanganui habe ich einen Abstecher auf die kurvige Wanganui River Road gemacht; hier wollte ich ein Stück des Atene Skywalks wandern, aber der neuseeländische Regen hat das gekonnt verhindert. Ausgerechnet an diesem Nachmittag gab es einen Wolkenbruch, dass ich schon pitschnaß war, als ich mich mangels "facility" mal in die Büsche geschlagen habe.

Ich habe drei Stunden im Auto auf Sonne gewartet, aber die kam erst dann, als ich weiterfahren musste, um abends rechtzeitig im nächsten Hostel einchecken zu können. Das "Ski Haus" lag im Mt Tongariro Nationalpark (etwa in der Mitte der Nordinsel).

Neuseeland ist ja ein Paradies für Hiker, Tramper, Bushwalker, Wanderer oder wie auch immer, und der 17km lange "Tongariro Crossing" gilt als beste Eintageswanderung Neuseelandes. Es geht von 1100 Höhenmetern (Alpenwiese) in eine steinige Vulkanlandschaft auf 1900 Meter (ohne Vegetation), und von dort wieder auf 900 Höhenmeter zurück, das letzte Stück durch einen Regenwald. In der Vulkanlandschaft war der Drehplatz für "Mordor" aus dem Herrn der Ringe. Könnnt ihr euch sicher gut vorstellen, bei diesen Fotos.


Nahezu am höchsten Punkt der Wanderung sind die Emerald Lakes und der Blue Lake, die Kraterseen. Der Pfad führt durch den Kegel der (noch aktiven) Vulkane.


Mal ist die Strecke flach, mal steil und mal braucht man Hände und Füße, um weiterzukommen. Aber keine Sorge, auch wenn nur ich auf den Fotos zu sehen bin, die Strecke ist gut besucht, meist wandert man im Trupp anderer Backpacker, die alle im gleichen Bus gekommen sind. Und am Ende der Strecke wird man vom Bus auch wieder abgeholt. Dabei wird auf der Liste abgehakt, denn es soll ja niemand in "Mordor" zurückbleiben. Heisse Dämpfe gabs auch hier.

Am Ende der Wanderung an der Busabholstelle sind einige recht fertig. Tongariro Crossing ist mit 6-8 Stunden angegeben, und die Steigung ist anstrengender als die Länge. Mir hats auf jeden Fall super gefallen.

Vom National Park Village bin ich nach Taupo weitergefahren, der kleinen Stadt am weltgrößten Vulkansee. Das Wasser der Huka Falls führt in den Lake Taupo.

Der Fluss ist hier 10 Meter tief und es gibt starke Strömungen, die nach unten ziehen. Also nichts mit Schwimmen, jedenfalls nicht hier. Auch Taupo liegt wie Rotorua in einem vertikalen Streifen mit geothermischer Aktivität, der sich längs durch die Nordinsel zieht, und an den "Craters of the Moon" dampft und brodelt es sehr.

Ich war in den Taupo Hot Springs, einem Schwimmbad, in dem das Wasser in verschiedenen Pools thermal erhitzt wird. Das war nett, stinkt nur ein bisserl nach Schwefel.
In Taupo gibt es die weltweit einzige Krabbenzucht, die das Wasser durch heisse Quellen auf ideale Temperatur in den riesigen Krabbenbecken erhitzt (also durch geothermale, nicht durch künstlich erzeugte Wärme).

Mit Matthias bin ich schon Tongariro Crossing gelaufen und habe ihn dann mit nach Taupo genommen. Als Physiker mit Schwerpunkt Alternative Energien war er von dem Geothermalkraftwerk in Taupo sehr angetan (irgendwie hat mich das an die Szene aus Pappa ante Portas erinnert, als Loriot Evelyn Hamann in der Fußgängerzone die Rohrkostruktionen in einem Schaufenster erklärt. Kann sich da jemand daran erinnern?)
Von Taupo bin ich nach Napier an der Hawkes Bay gefahren. Napier teilt sich mit Miami den Titel "Art Deco Capital of the World". Nach einem schweren Erdbeben 1931 sind alle Häuser hier neu aufgebaut worden, und zur der Zeit war halt gerade Art Deco angesagt (was Art Deco ist, steht in Wikipedia). Sogar McDonalds war in einem entsprechendem Gebäude und wurde von den meisten McDeco genannt. Art Deco erkennt man auf diesem Foto an den pastelligen Tönen und den Verzierungen durch Streifen, Bögen und Säulen der gelben Gebäude im Hintergrund.

In Napier bin ich im Prison Backpackers untergekommen. Das Hostel ist im alten Gefängis untergebracht, in dem noch bis 1993 Gefangene waren. Das Gebäude ist im Originalzustand, man schläft also in den engen Zellen mit vergitterten Fenstern und läuft durch die Gefängnissflure zum Essraum. War schon bischen gruselig, nachts die Metalltüren knallen zu hören und die Löcher zu sehen, die Gefangene in die Betonwände gekratzt haben.

Nächster Stopp war Palmerston North. Auf den Bergen der Manuwatu Gorge steht der größte Windpark der Südhalbkugel mit 150 Windkrafträdern. Die Schlucht war aber fotogener.

Wellington, Neuseelands Hauptstadt, liegt am Südende der Nordinsel. Die Stadt hat zwar nur 200.000 Einwohner, aber der Verkehr war die Hölle. Ich stand nur im Stau oder war auf Parkplatzsuche. Nicht gerade Neuseeland-like. Echt ätzend. Die Strassen sind verwinkelt, krumm und schief, und jede zweite Straße ist eine Einbahnstraße. Hier fahren übrigens auch die Busse mit Strom aus der Oberleitung, wie ihr auf dem nächsten Foto seht, aber das gibts ja bei uns auch irgendwo.

Blick vom Botanischen Garten auf Wellington und das Cable Car (Schweizer Modell von 1978).

Im Embassy Theater (hell angestrahlt in der Mitte) in Wellington fand übrigens die Weltpremiere von Lord of the Rings Teil 2 und 3 statt.

Die Regierungsgebäude sind sehr hübsch, bis auf den runden, Beehive (Bienenkorb) genannten Bürokomplex.

Fotos vom Inneren waren streng verboten, Neuseeland fürchtet Terroristen wohl noch mehr als Australien. Haha. Auch hier war die deutsche Botschaft äußerst häßlich, also lieber kein Foto. Umso besser war das meistbesuchte Museum Neuseelands, das Te Papa Nationalmuseum, mit Exponaten zu Design, Vulkanen, ozeanischer Tier- und Pflanzenwelt und nicht zuletzt Maorikultur.


Diesen Blogbeitrag schreibe ich gerade in der schwankenden Bluebridge Ferry, die mich samt Auto von Wellington auf der Nordinsel nach Picton auf die Südinsel bringt. Draußen ziehen die grünen Hügel und Fjorde der Marlborough Sounds vorbei.
3 Comments:
War das nicht etwas riskant, sich freiwillig in eine Verbrecherkartei aufnehmen zu lassen?! Na Hauptsache, sie lassen Dich am Ende außer Landes. Aber ein Hostel im (ehemaligen) Gefängnis - das ist schon mal etwas Außergewöhnliches.
Grüße von Flo
Wow, I'm so impressed! Wenn ich's nicht besser wüsste, würe ich denken, du warst in Landmannalaugar, dem bekanntesten Geothermalgebiet Islands. Da dampft es genauso! Die Ähnlichkeit ist echt verblüffend. Ach wie schön. Ich geb jetzt auch Dampf, kommenden Donnerstag ist meine Prüfung.
Danke für die Geburtstagskarte.
Bis neulich, Sandra
Mensch Chris, wieder viele tolle Bilder,
aber der Hammer ist ja wohl das Hollywood-like Verhaftungsfoto!
Na dann viel Spaß, solltest Du über die USA zurückfliegen ;-)
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