Vom Ningaloo Reef bis zu den Pinnacles
Mittlerweile sind wir wieder soweit im Süden Australiens, dass wir unsere dickeren Klamotten herausgeholt haben. Wir fahren sozusagen schneller nach Süden, als es dort von Winter auf Sommer wechselt. Besonders morgens ist es arg frostig, wenn wir dick eingepackt wie die Eskimos und mit kalter Nase im Auto liegen und das Tauwasser die Scheiben vernebelt.
Übrigens hatten wir einige Tage einen blinden Passagier im Auto. Nachdem es nachts oft laut geraschelt, uns an den Beinen gekitzelt und wir angefressenes Gemüse gefunden hatten, hatten wir schon eine Vermutung. Eines Morgens wurde die dann bestätigt: Eine kleine Maus lief über die Vordersitzlehne. Sie lief nachts herum und schlief tagsüber offenbar irgendwo unter dem Armaturenbrett. Diverse Mausefallen, die wir im (!) Auto aufgestellt hatten, waren nicht erfolgreich, aber nach einigen Tagen war die Maus dann wieder weg. Wir hatten unser Essen offenbar gut genug weggesperrt. Oder einfach selber gegessen, wie diese leckeren Schnittchen hier.

Von Exmouth sind wir nach Süden in den kleinen Ort Coral Bay gefahren, der eigentlich nur aus einigen Campingplätzen und zwei protzig "Shopping Centre" genannten Tante Emma Läden besteht. Auch hier ist vor der Küste noch das Ningaloo Reef, und wir sind mit einem Glasbodenboot hinaus gefahren, um uns das Korallenriff anzusehen.

Der nächste Stopp war dann in Carnavon; erst hier, rund 800 km nach unserer Reifenpanne, gab es eine Werkstatt mit passendem Gerät, die Spur an der Vorderachse neu einstellen zu lassen (was auch die Reifenpanne mit dem schräg abgefahrenen Reifen erklärte). Carnavon ist zwar ein nettes Städtchen, aber viel zu sehen gab es dann doch nicht, und wir sind weiter nach Monkey Mia gefahren. Die Halbinsel an der Shark Bay mit ihrem Hauptort Denham und dem Monkey Mia Ressort ist weltweit einige der wenigen Stellen, wo wildlebende Delfine freiwillig und fast regelmäßig zu Fütterungen ins flache Wasser kommen. Die Delfine schwimmen nur wenige Meter von den Menschen entfernt, und alle Leute stehen am Strand oder im flachen Wasser mit Fotoapparat in der Hand. Das war echt einmalig!



Außerdem gab es auf der Halbinsel noch den Shell Beach zu bewundern, einen "Strand", der nur aus Millionen von kleinen weißen Muscheln besteht. Im letzten Jahrhundert wurden aus diesen Muscheln sogar Blöcke zum Häuserbau in dieser Gegend geformt. Ein Haus aus Muscheln, das ist doch mal hübsch!

Diese merkwürdigen "Steine" sind gar keine Steine, sondern eine Kolonie von Stromatoliten, Mikroben, die fast identisch sind zu Organismen, die es bereits vor 1900 Millionen Jahren auf der Erde gab. Sie gehören also mit zu den ältesten Lebewesen auf der Erde.

Von Monkey Mia gings dann weiter zum Kalbarri Nationalpark und einem neuen Stück "unsealed road". Hier haben zum letzten Mal die vielen Fliegen genervt, dafür aber richtig. Ständig fliegen sie in die Augen, das ist zwar nicht schmerzhaft, nervt und kitzelt aber enorm, und so sind wir nur mit Moskitonetz auf dem Kopf herumgelaufen. Dafür waren die Schluchten aber wiedermal sehr beeindruckend. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten, hier hätte ich gerne mal eine Tageswanderung gemacht. Übrigens haben sich ab Kalbarri sowohl das Wetter als auch die Landschaft verändert. Der stets blaue Himmel wurde wolkig, tageweise sogar grau, das Outback mit seinen kargen Sträuchern und dem gelben oder roten Sand wich einer grünen Landschaft mit Wiesen, bunten Blumen und sogar richtigen hohen Bäumen (lange nicht mehr gesehen!).


Der Tourist Scenic Drive (also die Touri-Straße mit Ausblick) führte über den Ort Kalbarri und an hohen Felsklippen entlang. Eine Nacht haben wir direkt am Loukout an den Klippen übernachtet, mehr oder weniger ungewollt allerdings, wir waren mal wieder zu spät mit der Suche nach einem Campingplatz. Das passiert leicht, denn immerhin sind die Fahrten von einer Attraktion zur nächsten meistens Tagesfahrten und nehmen viele Stunden in Anspruch.


Nächster Stopp war wieder eine Stadt. In Geraldton liegt Westaustraliens größtes Regionalmuseum mit dem Schiffswrack der Batavia, nach der später die Küste benannt wurde. Hier das HMAS Sydney Memorial, das an 645 gefallene Männer eines Kriegsschiffs erinnert, das 1941 von einem deutschen Kriegsschiff versenkt wurde.

Vor der St Francis Xavier Cathedral sah man die vielen Frühlingsblumen, für die dieser Teil Australiens bekannt ist.


Außerordentlich schwierig erwies sich nur die Suche nach einem Internetcafe, die gab es hier kaum, und so mussten wir lange warten, bis der einzige altersschwache Rechner im Visitor Centre frei wurde.
Unserem nächsten Halt habe ich schon entgegengefiebert, seitdem ich in Australien bin - den Pinnacles. Der Lonely Planet schreibt darüber: "Part of the large coastal Nambung National Park, the Pinnacles are made up of thousands of peculiar limestone pillars resembling termite nests that jut of the desert floor like so many soldiers, some towering up 5m." Wir kamen abends im Dunkeln an - zu spät, um noch viel erkennen zu können. Daher haben wir auf dem Besucherparkplatz übernachtet und waren morgens vor allen anderen auf, um bei Sonnenaufgang die schönsten Fotos zu machen. Man sieht den vier Bildern gut an, dass sie zu verschiedenen Tageszeiten aufgenommen wurden.




Ebenso wie von den Delphinen bei Monkey Mia konnte ich mich auch von den Pinnacles nur schwer trennen, so einmalig schön waren sie. Den letzten Stopp - 50km vor Perth - haben wir im Yanchep National Park gemacht. Hier leben einige Koalas in einer geschützten Kolonie und auch so manch anderes Tierchen wie diese bunte Raupe.

Die Crystal Cave ist eine kleine Höhle inmitten des Nationalparks.

Damit ist unsere Tour der Westküste leider schon zu Ende. Rund 7000 km in 5 Wochen haben wir hinter uns gebracht, ein Dutzend Nationalparks und ebenso viele Städte gesehen und rund 20 Packungen Toastbrot verbraucht. Im nächsten Blogbeitrag gibt es alles über die Millionenstadt Perth und ihren historischen Hafenvorort Fremantle zu lesen.