Samstag, September 30, 2006

Vom Ningaloo Reef bis zu den Pinnacles

Mittlerweile sind wir wieder soweit im Süden Australiens, dass wir unsere dickeren Klamotten herausgeholt haben. Wir fahren sozusagen schneller nach Süden, als es dort von Winter auf Sommer wechselt. Besonders morgens ist es arg frostig, wenn wir dick eingepackt wie die Eskimos und mit kalter Nase im Auto liegen und das Tauwasser die Scheiben vernebelt.

Übrigens hatten wir einige Tage einen blinden Passagier im Auto. Nachdem es nachts oft laut geraschelt, uns an den Beinen gekitzelt und wir angefressenes Gemüse gefunden hatten, hatten wir schon eine Vermutung. Eines Morgens wurde die dann bestätigt: Eine kleine Maus lief über die Vordersitzlehne. Sie lief nachts herum und schlief tagsüber offenbar irgendwo unter dem Armaturenbrett. Diverse Mausefallen, die wir im (!) Auto aufgestellt hatten, waren nicht erfolgreich, aber nach einigen Tagen war die Maus dann wieder weg. Wir hatten unser Essen offenbar gut genug weggesperrt. Oder einfach selber gegessen, wie diese leckeren Schnittchen hier.


Von Exmouth sind wir nach Süden in den kleinen Ort Coral Bay gefahren, der eigentlich nur aus einigen Campingplätzen und zwei protzig "Shopping Centre" genannten Tante Emma Läden besteht. Auch hier ist vor der Küste noch das Ningaloo Reef, und wir sind mit einem Glasbodenboot hinaus gefahren, um uns das Korallenriff anzusehen.


Der nächste Stopp war dann in Carnavon; erst hier, rund 800 km nach unserer Reifenpanne, gab es eine Werkstatt mit passendem Gerät, die Spur an der Vorderachse neu einstellen zu lassen (was auch die Reifenpanne mit dem schräg abgefahrenen Reifen erklärte). Carnavon ist zwar ein nettes Städtchen, aber viel zu sehen gab es dann doch nicht, und wir sind weiter nach Monkey Mia gefahren. Die Halbinsel an der Shark Bay mit ihrem Hauptort Denham und dem Monkey Mia Ressort ist weltweit einige der wenigen Stellen, wo wildlebende Delfine freiwillig und fast regelmäßig zu Fütterungen ins flache Wasser kommen. Die Delfine schwimmen nur wenige Meter von den Menschen entfernt, und alle Leute stehen am Strand oder im flachen Wasser mit Fotoapparat in der Hand. Das war echt einmalig!




Außerdem gab es auf der Halbinsel noch den Shell Beach zu bewundern, einen "Strand", der nur aus Millionen von kleinen weißen Muscheln besteht. Im letzten Jahrhundert wurden aus diesen Muscheln sogar Blöcke zum Häuserbau in dieser Gegend geformt. Ein Haus aus Muscheln, das ist doch mal hübsch!


Diese merkwürdigen "Steine" sind gar keine Steine, sondern eine Kolonie von Stromatoliten, Mikroben, die fast identisch sind zu Organismen, die es bereits vor 1900 Millionen Jahren auf der Erde gab. Sie gehören also mit zu den ältesten Lebewesen auf der Erde.


Von Monkey Mia gings dann weiter zum Kalbarri Nationalpark und einem neuen Stück "unsealed road". Hier haben zum letzten Mal die vielen Fliegen genervt, dafür aber richtig. Ständig fliegen sie in die Augen, das ist zwar nicht schmerzhaft, nervt und kitzelt aber enorm, und so sind wir nur mit Moskitonetz auf dem Kopf herumgelaufen. Dafür waren die Schluchten aber wiedermal sehr beeindruckend. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten, hier hätte ich gerne mal eine Tageswanderung gemacht. Übrigens haben sich ab Kalbarri sowohl das Wetter als auch die Landschaft verändert. Der stets blaue Himmel wurde wolkig, tageweise sogar grau, das Outback mit seinen kargen Sträuchern und dem gelben oder roten Sand wich einer grünen Landschaft mit Wiesen, bunten Blumen und sogar richtigen hohen Bäumen (lange nicht mehr gesehen!).



Der Tourist Scenic Drive (also die Touri-Straße mit Ausblick) führte über den Ort Kalbarri und an hohen Felsklippen entlang. Eine Nacht haben wir direkt am Loukout an den Klippen übernachtet, mehr oder weniger ungewollt allerdings, wir waren mal wieder zu spät mit der Suche nach einem Campingplatz. Das passiert leicht, denn immerhin sind die Fahrten von einer Attraktion zur nächsten meistens Tagesfahrten und nehmen viele Stunden in Anspruch.



Nächster Stopp war wieder eine Stadt. In Geraldton liegt Westaustraliens größtes Regionalmuseum mit dem Schiffswrack der Batavia, nach der später die Küste benannt wurde. Hier das HMAS Sydney Memorial, das an 645 gefallene Männer eines Kriegsschiffs erinnert, das 1941 von einem deutschen Kriegsschiff versenkt wurde.


Vor der St Francis Xavier Cathedral sah man die vielen Frühlingsblumen, für die dieser Teil Australiens bekannt ist.




Außerordentlich schwierig erwies sich nur die Suche nach einem Internetcafe, die gab es hier kaum, und so mussten wir lange warten, bis der einzige altersschwache Rechner im Visitor Centre frei wurde.

Unserem nächsten Halt habe ich schon entgegengefiebert, seitdem ich in Australien bin - den Pinnacles. Der Lonely Planet schreibt darüber: "Part of the large coastal Nambung National Park, the Pinnacles are made up of thousands of peculiar limestone pillars resembling termite nests that jut of the desert floor like so many soldiers, some towering up 5m." Wir kamen abends im Dunkeln an - zu spät, um noch viel erkennen zu können. Daher haben wir auf dem Besucherparkplatz übernachtet und waren morgens vor allen anderen auf, um bei Sonnenaufgang die schönsten Fotos zu machen. Man sieht den vier Bildern gut an, dass sie zu verschiedenen Tageszeiten aufgenommen wurden.





Ebenso wie von den Delphinen bei Monkey Mia konnte ich mich auch von den Pinnacles nur schwer trennen, so einmalig schön waren sie. Den letzten Stopp - 50km vor Perth - haben wir im Yanchep National Park gemacht. Hier leben einige Koalas in einer geschützten Kolonie und auch so manch anderes Tierchen wie diese bunte Raupe.


Die Crystal Cave ist eine kleine Höhle inmitten des Nationalparks.


Damit ist unsere Tour der Westküste leider schon zu Ende. Rund 7000 km in 5 Wochen haben wir hinter uns gebracht, ein Dutzend Nationalparks und ebenso viele Städte gesehen und rund 20 Packungen Toastbrot verbraucht. Im nächsten Blogbeitrag gibt es alles über die Millionenstadt Perth und ihren historischen Hafenvorort Fremantle zu lesen.

Montag, September 18, 2006

Vom 80-Mile-Beach bis nach Exmouth

Und wieder liegt ein großes Stück Westküste hinter uns. Die meiste Zeit haben wir uns in den letzten 7 Tagen im Pilbara aufgehalten, aber der Reihe nach. Erst einmal muss ich noch ein Bild von unserem Kamelritt in Broome nachreichen, den wir uns nicht verkneifen konnten. Es schaukelte zwar etwas mehr als auf einem Pferd, aber dafür waren die Kamele extrem entspannt und durch nichts aus der Ruhe zu bringen, was man ja nicht von jedem Pferd behaupten kann.


Der Ritt hatten wir an unserem letzten Abend in Broome eingeplant, am nächsten Morgen sind wir dann nach Süden aufgebrochen. Den 80-Mile-Beach auf der Strecke haben wir uns gespart, weil die Zufahrtsstraße zu schlecht war. Das einzige aufregende auf der Fahrt war diese riesige Eidechse mitten auf der Fahrbahn.


Nach einigen Fotos in respektvoller Entfernung sind wir nach Port Hedland weitergefahren. Diese Stadt dürfte ohne Probleme die Auszeichnung "Häßlichste Stadt Australiens" bekommen. Ein Industriestandort mit Stahlkränen am Hafen und Containerhäusern mit Blechdächern. Und Road Trains, soweit das Auge reicht.


In Port Hedland werden Eisenerze, Salze und vieles mehr verschifft, was im südlich gelegenen Pilbara abgebaut wird. Das Pilbara ist eine trockene Gebirgslandschaft (unter anderem liegt hier der heißeste Ort Australiens), die neben Rohstoffen auch einen der schönsten Nationalparks Australiens zu bieten hat, den Karijini N.P. Und zu genau diesem sind wir hingefahren.


Er hat absolut faszinierende Schluchten, in denen Wasserfälle und kleine Bäche zwischen roten Gesteinsschichten hindurchfließen.




So wunderschön die Landschaft ist, so nervig ist doch manchmal das "Leben im Auto". Es gibt im Karijini N.P. mit einer Größe von - sagen wir mal - Ostdeutschland (grob geschätzt) gerade einmal zwei Duschgelegenheiten. Die eine war auf einem momentan geschlossenem Campingplatz, die andere im Visitor Centre, wo aber leider die Wasserpumpe außer Betrieb war. Nicht, dass wir jetzt die Sauberkeitsfreaks wären, aber wenn man auf engem Raum im Auto schläft und es tagsüber 30 Grad und mehr sind, sollte man hin und wieder mal Wasser sehen. Die einzige Möglichkeit war, direkt unter dem Wassertank (der zentralen Wasserversorgung!) zu duschen. Das tat gut, auch wenn es schweinekalt war. (Und, ja, ich habe die Unterhose auch ausgezogen. Aber das kann ich hier natürlich nicht zeigen.)


Und wo ich gerade beim Meckern bin, mich nervt gewaltig die ewige Sucherei nach Dingen, die in irgendwelchen Kisten oder Tüten im Wagen verstaut sind, mich nervt die Kofferraumklappe, die nur auf rückenfeindliche 1,65 Meter öffnet, mich nervt die durchgelegene Matratze, mich nervt, das wir keinen Strom haben, um wenigstens mal das Notebook aufzuladen, mich nerven nur sporadisch funktionierende Fensterheber, mich nerven teilweise absolut eklige öffentliche Toiletten und mich nervt, dass wir ohne Kühlschrank und mit nur einem Topf auf einem Gaskocher in unseren Kochkünsten arg eingeschränkt sind, auch wenn Daniela alles tut, um aus Nudeln, Tomaten und Reis leckere (und verschiedenartige) Dinge zu zaubern.


Aber ich will nicht rummaulen, wenigstens kann ich schlafen gehen, ohne dass andere Backpacker nachts durchs Zimmer grölen, und muss nicht mehr überallhin laufen, sondern kann fahren. Keine Freud ohne Leid. Und andersrum. Ich würde nicht tauschen wollen und wieder in Deutschland sein. Genießt die Fotos, Karijini war für mich definitiv eines der Highlights in Australien.



Vor der letzten (und berühmtesten) Schlucht hat dieser Bach unserer Fahrt ein Ende gesetzt, er war einfach zu tief und wir wollten es mit unserer geringen Bodenfreiheit nicht riskieren. Mehr aus Angst um die Elektrik als um Kratzer am Unterboden.


Schade, aber es gibt ja woanders noch so viel zu sehen. Mit den Gedanken an diese schöne Schlucht...


...und diese tollen Berge...


...haben wir Karijini verlassen und konnten endlich wieder von unsealed road (Schotterweg) auf sealed road (Teerstraße) wechseln.

Auf einer Straße durch die Berge sind wir zu einem Rastplatz mit einer großen Ansammlung von farbigen Steinen gekommen. Offenbar seit vielen Jahren haben hier Reisende diesen Rastplatz zu einer "inoffiziellen Gedenkstätte" an verstorbene Menschen anwachsen lassen. Auf die Steine waren Gedichte, kurze Andenken oder einfach nur Namen und Daten geschrieben. Da meine Großtante aus Berlin in dieser Woche verstorben war, habe ich auch ihren Namen auf einen Stein geschrieben und ihn zu den anderen gelegt. Dort wird er nun einige Jahre liegen, mit herrlichem Ausblick auf die Berge des Pilbara, bis die Schrift verwaschen ist und ihn sich der nächste Reisende nimmt, um ihn neu zu beschreiben.



In einer Stadt mit dem seltsamen Namen "Tom Price" gab es einige nette Lastwagen wie diesen hier zu sehen. 100 Tonnen Eigengewicht, 3 Tonnen Tankinhalt. (Und ich habe schon geschluckt, als ich nur den Road-Train-Fahrer am Roadhouse seine Tankrechnung über 1632 Dollar bezahlen sehen habe.)


Nachdem wir Tom Price verlassen hatten, hatten wir eine Strecke von 600km ohne Orte oder Sehenswürdigkeiten bis Exmouth vor uns. Natürlich geschah dann, was geschehen musste: Auf einer der einsamsten Straßen, die wir auf der ganzen Westküste gefahren waren, hatten wir eine Reifenpanne am rechten Vorderreifen. Also hieß es: Kofferraum entleeren, alle Kisten und Taschen an den staubigen Straßenrand, Reserverad unterm Kofferraumboden ausbuddeln und mal probieren, wie sich ein Reifenwechsel in Australien anfühlt. Noch am selben Tag morgens hatte ich übrigens gescherzt, dass eine Reifenpanne zu einer Fahrt durchs Outback ja fast schon dazu gehören würde. OK, keine Scherze mehr in Zukunft. Hat aber alles bestens geklappt und keine halbe Stunde später waren wir wieder auf Tour. Das schwierigste war noch, die dreckigen Hände mit minimalem Wasseraufwand wieder sauber zu bekommen.


Exmouth ist bekannt für sein Korallenriff, das Ningaloo Reef, das viele Taucher für das zweitschönste nach dem Great Barrier Reef halten. Und im Gegensatz zu diesem hat es den Vorteil, dass man nicht mit dem Boot rausfahren muss, sondern die Korallen und bunten Fische direkt im strandnahen Wasser beobachten kann. Wir haben uns zwei billige Schnorchel besorgt und uns in die Fluten gestürzt. Naja, besser gesagt,wir sind langsam reingewatet, denn das Wasser war doch recht kühl. Nach einer halben Stunde war ich durchgefroren und musste raus, aber es hatte sich gelohnt. Leider habe ich keine Unterwasserfotos machen können. Aber wir haben in Exmouth noch andere Tiere gesehen. Kanguruhs kann man zwar fast überall beobachten, aber auf freilaufende Emus waren wir nicht vorbereitet. Am Parkplatz hinter dem Tourist-Info haben sich zwei Emus ganz dreist unsere Toastpackung vom offenen Kofferraum geschnappt. Ein Glück, dass wir kurz vorher festgestellt hatten, dass der Toast schon leicht schimmelig war, da war die Trauer nicht so groß.



Die Zeit geht vergeht schnell, wir haben einen engen Zeitplan und es blieb mir in den letzten Wochen kaum Gelegenheit, mal innezuhalten und die Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Das wird auch daran liegen, dass wir an der Westküste fast die doppelte Strecke in weniger als der halben Zeit abfahren - im Vergleich zu meiner Zeit an der Ostküste. Nur noch rund anderthalb Wochen, dann werden wir in Perth sein und die lange Fahrt hat (erst einmal) ein Ende.

Montag, September 11, 2006

Durch die Kimberleys bis nach Broome

Von Katherine sind wir nach Kununurra Richtung Westen weitergefahren. Die Strecke sieht nicht weit aus, aber nur die Road Trains fahren Tag UND Nacht...


... wir haben dann doch noch eine Übernachtung auf einer Rest Area gebraucht. Rest Areas sind öffentliche Rastplätze am Rande des Highways, die meist aus einer größeren Fläche rotem Outbacksand, einigen Picknicktischen und einem stinkendem Plumpsklo bestehen. (Wir haben oft die Natur vorgezogen.) Hier treffen sich alle, vom Luxus-Wohnmobil mit Boot auf dem Dach und Auto im Schlepptau bis zum Traveller mit kleinem Iglu-Zelt.

Am nächsten Tag haben wir die Bundesstaatengrenze NT - WA (Northern Territory - Western Australia) erreicht, und da WA recht strikte Regeln für die Einfuhr von bestimmten Lebensmitteln hat, mussten wir am Kununurra Checkpoint alle Lebensmittel angeben und Obst und Gemüse wegwerfen oder aufessen. Da gerade Mittagszeit war, fiel die Wahl nicht schwer. Danach wurde der Kofferraum ein zweites Mal von einem Officer in Augenschein genommen. Obwohl er sehr nett war, hat mich das Ganze doch ein wenig an die DDR-Grenzkontrolle erinnert.


Um die Campingplatzgebühren einzusparen, haben wir in Kununurra an der BP-Tankstelle geduscht und gekocht. Das war schon etwas unangenehm, mit Benzingeruch und Generatorlärm. Zum Übernachten haben wir uns dann an einen See gestellt, wo dieses Foto entstand.


Wie man sieht, raucht Daniela der Kopf. Tja, wer sooo lange telefoniert...
Kununura ist das Zentrum der West-Kimberleys - ein Örtchen, das mich mit seinen rotem Felsgebirge nahe der Stadtgrenze ein bisschen an Townsville erinnert hat, nur viel kleiner. Am Stausee wird offenbar der Strom für die Stadt gewonnen. Oder Trinkwasser.


Außerdem gibt es in der Gegend die einzige Stelle weltweit für Zebra-Rock, einen Felsen mit hell-dunklen Streifen. Der wird hier abgebaut und verarbeitet, zum Beispiel zu Schmuckstücken oder Flaschenhaltern wie diesem.


Auf der Weiterfahrt haben wir einen kurzen Abstecher nach Wyndham gemacht, aber das hätten wir uns ehrlich gesagt auch schenken können. Auf der Landkarte sehen die Stadtnamen immer so groß aus, aber das liegt nur daran, das es eben kaum Städte gibt. In Wyndham gab es den (bei klaren Wetter!) vermutlich beeindruckenden Five-River-Lookout und ein paar Aborigines und Kanguruh-Skulpturen, aber das wars dann auch. Deshalb haben wir uns entschlossen, später auf den Abstecher nach Derby (kurz vor Broome) zu verzichten. Schon zu oft haben uns kleine Städtchen enttäuscht; sehenswert ist hier nur die Landschaft.
Da wir ja keinen Geländewagen haben, haben wir die ungeteerte Gibb River Road ausgelassen, die mitten durch die Kimberleys führt und sind stattdessen über den National Highway No. 1 gefahren, der im großen Bogen im Süden durch die Kimberleys führt. Leider war auch der Bungle Bungle Nationalpark mit seinen charakteristischen runden Felsköpfen nur per Allradfahrzeug erreichbar (oder per Tour für 220 Dollar, aber das war uns zu teuer). Zum Glück sieht man ja auch jede Menge Natur vom Higway aus und man bekommt bei tief stehender Sonne ganz fantastische Bilder hin (unten: Termitenhügel).



Ganz bekannt für die Kimberleys sind die Flaschenbäume, die einen dicken, flaschenähnlichen Stamm haben.


Das sieht manchmal so aus wie die peitschende Weide aus Harry Potter, den wir als Hörspiel im Auto auf den langen Fahrten gehört haben. Für die Strecke Kununurra - Broome braucht man etwa 3 Tage; wir haben 4 gebraucht, da wir hin und wieder angehalten haben. Übernachtet haben wir in den Orten Halls Creek auf einem Campingplatz, da hier im Lonely Planet vor gefährlichen Aborigines gewarnt wird und auf einer Rest Area hinter Fitzroy Crossing.

Trotz Trockenzeit hatten wir eine kleine Wasserdurchfahrt auf dem Highway. Uns war nicht ganz wohl dabei, nicht nur, weil man ja nie weiß, ob das Wasser nicht zu tief für den Wagen ist, sondern vor allem, weil wir eh schon nervös waren, was Feuchtigkeit und Elektrik angeht, nachdem wir eine Tasse heißen Tee über die Knöpfe der elektrischen Fensterheber in der Mittelkonsole verschüttet hatten. Darauf gingen die Fenster nicht mehr zu. Leider aber noch auf :-( Aber ein netter Mechaniker hat die Elektronikplatine für ein Trinkgeld druckluftgereinigt und die Teereste abgebröckelt, dann funktionierte wieder alles.

Am 6. September 2006 sind wir in Broome angekommen, der einzigen Stadt nennenswerter Größe in Nordwestaustralien (15.000 Einw.). Broome hat nicht wirklich Highlights, Broome IST das Highlight, allein schon deshalb, weil ja hier sonst nichts ist.


Der Lonely Planet schreibt über Broome: "Although a mere pinprick on the colossal north Western Australian coast, Broome looms large in the Australian psyche. Broome is synonymous with exotic, tropical beaches and the outdoors, and Aussies get a dreamy, faraway look in their eyes at the mention of it. WA`s isolation has served it well in the case of the north`s largest town..."


Wir haben uns am Cable Beach (hier führte das erste Telefonkabel Richtung Indonesien) von der langen Fahrt erholt. Und wie die Australier nun mal sind, darf man auch mit dem Auto auf den Strand. Wir sind mal besser auf dem festen Sand geblieben, mit dem ganzen Gepäck ist der Wagen sowieso schon tiefer als angenehm.


Gerade war Ebbe und man konnte weit ins Meer hinauslaufen. Am Strand lagen ein paar rosa Quallen. Wir sind lieber nicht geschwommen, auch wenn Leute im Wasser waren. Die Warnungen vor tödlichen Quallen stehen immerhin in jedem Reiseführer, und wir wollten nichts riskieren. Immerhin war in diesen Tagen gerade Steve Irvine, Australiens bekanntester Krokodilforscher und Fernsehstar (siehe mein Blog-Beitrag "Die Suncoast / Maroochydore), am Stich eines Rochens gestorben, und das ganze Land war in Trauer.


Bei Ebbe und Vollmond, der zum Glück gerade war, gibt es in Broome die "Stairway to the moon" zu bewundern. Der Mond spiegelt sich in den Wellen des Wassers, sodass horizontale helle "Striche" entstehen, die - mit viel Fantasie - einer Treppe zum Mond ähnlich sehen. Leider war der Himmel recht bedeckt und wir haben die Treppe nur kurz gesehen, als sich die Wolken vor dem Mond für einen Moment verzogen hatten. Ich habs fotografiert, aber mit 3-fach Zoom gibts halt nur wenige weiße Pixel in vielen schwarzen zu sehen. Deshalb lieber ein Foto mit den Leuten, die sich schon zwei Stunden vorher an der entsprechenden Stelle am Strand versammeln.


Am Strand haben wir auch die Wüstenschiffe gesehen. Kamelritte sind der Renner hier, und die Kamele laufen durch die Stadt oder liegen am Strand und sind ähnlich häufig wie in Deutschland Pferde in der Nähe von Reitschulen.



Da in Broome scharf kontrolliert wird, konnten wir nicht "wild" parkcampen, und mussten auf den Campingplatz. Was den Vorteil hat, dass man duschen kann :-)


"Established as a pearling centre by Japanese entrepreneurs in the 1880s, Broome soon attracted communities of Chinese traders and Malay divers, with the latter joining many local Aborigines people in the dangerous side of the business." (Lonely Planet) Heute erinnert noch der japanische Friedhof an diese Zeiten. Japanischsprechende vor, was bedeuten diese Zeichen?


Etwas außerhalb der Stadt, am Gantheaume Point, waren schöne Felsen mit eher weniger beeindruckenden Dinosaurierfussabdrücken zu sehen. Hier sinds übrigens rund 30 Grad. Soviel ich weiß, messen Australier Temperaturen im Schatten.



Sun Pictures ist (angeblich) das älteste Outdoor Cinema Australiens. Die meisten Häuser in Broome haben weiße Dächer, um die Hitze abzuhalten, was mir sehr gut gefällt.


Mittlerweile sind wir wieder aufgebrochen nach Süden. Erst nach 600 Kilometern Highway kommt Port Hedland, die nächste Stadt. Auf dem Weg dahin gibt es nur zwei Roadhäuser mit Tankstelle (Preise mit saftigem Outbackaufschlag) und kleinem Shop. Dort werden uns vermutlich wieder tausende von Fliegen nerven, die wir hier in der Stadt schon fast vergessen hatten.