Donnerstag, August 24, 2006

Mit dem Ghan nach Norden

Am 15.08.2006 habe ich Alice Springs mit dem Zug ("The Ghan") verlassen. Gleich hinter Alice Springs führen die Schienen durch die MacDonnell Ranges. Auf dem Foto sieht es aus, als würden die Strecke in den Fels hineingehen.


Der Ghan heisst Ghan, weil die Strecke früher von Kamelen zurückgelegt wurde, die aus Afghanistan kamen. Ghan ist die Abkürzung für Afghanistan, und damit war der Name für den Zug geboren.




Die Strecke nach Norden führt - natürlich - durchs menschenleere Outback, 16 Stunden lang, nur bei Tennant Creek gibt es einen kurzen Stop. Im Zug gab es kaum Backpacker, die fahren wohl eher mit dem Bus.


Der einzig größere Ort auf der Strecke ist Katherine, 300km südlich von Darwin. Hier gabs eine vierstündige (!) Pause mit der Möglichkeit, Ausflüge zu machen. Ihr seht, Zugfahrten sind hier eher Erlebnisfahrten, weniger um schnell anzukommen. Ich bin aber nur mit dem Shuttlebus nach Katherine City gefahren und habe mir den "Alten Ghan" angesehen, der dort im Park herumstand. Die Dampflokomotive war mit hübschen Aboriginesmotiven bemalt.


Im Hintergrund einige Aborigines, im Vordergrund ein eindrucksvoller Baum. Katherine ist auf der Landkarte ein großer Punkt, in Wirklichkeit aber kaum der Rede wert.


Die restliche Strecke von Katherine bis Darwin hat dann noch einmal vier Stunden gedauert. Dabei habe ich auch einige Buschfeuer vom Zug aus gesehen. Und jede Menge riesiger Termitenhügel, mehrere Meter hoch.


Da ich in Darwin ein gebrauchtes Auto kaufen wollte, um die Westküste entlang zu fahren, da es hier noch weniger Public
Transport und noch größere Entfernungen als an der Ostküste gibt, habe ich mich sofort an die "Arbeit" gemacht und das Sightseeing zwischen diverse Gebrauchtwagenbesichtigungen gequetscht. So sieht man aber auch etwas von der Stadt. Zum Beispiel das Gouverment House (oben bei Tag, unten bei Dämmerung).



Die Autosuche ist nicht ganz ohne, denn Darwin hat - obwohl es die Hauptstadt des Northern Territory ist - doch gerade mal 70.000 Einwohner (ein Drittel des ganzen Bundesstaates!) und eine entsprechend magere Auswahl an Fahrzeugen, verglichen mit beispielsweise Berlin. Noch dazu ist mein Budget ja nicht endlos, und da ich wie auch viele andere Backpacker im Auto schlafen wollte, um die Hostelkosten zu sparen, konnte es auch nicht jedes Auto sein, sondern es musste ein Van oder ein großer Kombi sein. Wenigstens geben sich einige Verkäufer Mühe mit originellen Anzeigen.


Viele Autos dieser Preisklasse, insbesondere die bei Backpackern beliebten Vans, sind aber in hoffnungslosen Zustand. Verbeulte Bleche, verkratzte Lampen und zerrissene Sitze sind ja nur optisch störend, aber auf dem letzten Loch pfeifende Motoren, Bremsen praktisch ohne Wirkung und Reifen wie Formel-1-Slicks können teuer und gefährlich werden. Viele dieser Wagen werden von einem Backpacker an den nächsten weitergegeben und natürlich mit dem minimalsten Geldaufwand fahrfähig gehalten (der australische TÜV ist äußerst lasch). Aber man soll ja nichts erzwingen und so habe ich versucht, Geduld zu bewahren und auf ein besseres Angebot zu warten.


In dieser Fußgängerzone habe ich übrigens die einzige Newsagency in Darwin gefunden, die mehr als 3 Tageszeitungen verkauft, so dass ich eine Zeitung für gebrauchte Autos bekommen konnte. War aber auch nicht viel besser. Also bin ich erst mal ins Museum des Northern Territory, in dem es von Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart alles mögliche zu sehen gab. Irgendwie typisch australisch, es wird gezeigt, was es gibt, ein Oberthema fehlt meistens. War trotzdem gut.


Auf dem Rückweg habe ich dann diese große freilebende Echse auf einer trockenen Wiese gesehen. Vergleicht mal die Länge mit den Bäumen im Hintergrund! Das ist keine dieser winzigen Eidechsen, die auf Steinen sitzen und schnell wegflitzen, wenn man näherkommt. Dieses Tier ist gut einen halben Meter lang. Wildlife pur.


Am Hafen gab es eine interessante Ausstellung über frühe Perlentaucher. War nicht ungefährlich damals, Sterblichkeitsrate der Taucher 1:10.


Noch gefährlicher lebte es sich in Darwin im Zweiten Weltkrieg, als die Stadt von japanischen Bombern angegriffen und vieles zerstört wurde.


Aus dieser Zeit stammen auch noch die alten Ölspeichertunnel, auch wenn sie dann nie benutzt worden sind. Heute kann man sie betreten, und wer will, kann sogar auf den vielen Holzbänken im Halbdunklen picknicken. Sieht das nicht gemütlich aus? Die Australier denken eben an alles.


Zurzeit findet in Darwin ein grosses Festival statt, mit vielen Shows, Vorführungen und Veranstaltungen. Darum ist die Stadt auch recht voll. Hier ein Foto mit Aborigines-Bildern, die im Botanischen Garten an den Palmen befestigt waren.


Am Mindil Beach trifft sich ganz Darwin, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Danach fangen die Mindil Beach Night Markets an.


Ich bin auch tagsüber einkaufen gewesen und habe mir im Casuarina Shopping Center mal wieder neue Schuhe besorgt. Sandalen für 19 Dollar. Mal sehen, wie lange sie halten.


Darwin ist übrigens einer der nördlichsten Punkte Australiens, hier sind tropische 30 Grad. Meine Pullis habe ich ganz weit unten im Koffer verstaut. Ich hoffe, ihr bekommt in Deutschland auch noch einmal ein paar warme Tage!

Montag, August 14, 2006

Vom Kings Canyon bis Alice Springs

Zwei Blogbeiträge für neun Tage ist zwar über meinem Durchschnitt, aber es gibt einfach so viele schöne Fotos, die ich euch zeigen will, da "muss" es sein.

Auch im Kings Canyon haben wir uns auf eine Halbtagswanderung gemacht. Ich leider mit halbkaputten Sandalen und zwei paar Socken, da ich meine Wanderstiefel nicht mehr tragen konnte. Nachdem meine Zehen 45min lang beim Abstieg vom Ayers Rock vorne am Schuh gerieben hatten, hatte ich eine schmerzhafte Blase von größerem Ausmaß und musste auf andere Schuhe ausweichen.



Hui, zwei australische Heuschrecken. Oder sowas ähnliches. Die saßen mitten auf dem Weg - gut, dass wir sie gesehen haben. Erst ging es bergauf und eine Weile zwischen Felswänden hindurch, bis wir den ersten "Fernblick" bekommen konnten.



Was soll ich bei diesen Fotos eigentlich noch schreiben. Wir kamen mit dem knipsen schon gar nicht mehr hinterher.



Noch mehr beeindruckende Ausblicke und steile Felswände folgten dann, als wir im eigentlichen Canyon angekommen waren.




Über eine Holztreppe sind wir in den "Garden of Eden" gestiegen, der ganz überraschend mit Palmen und einem kleinen See mitten in den trockenen Felsen auftauchte.



Zurückzu gings dann teilweise im Gänsemarsch, aber irgendwo müssen die Japaner vom Ayers Rock ja auch geblieben sein.


Wiedermal war ein Erholungspause nötig, bevor wir die 300 Kilometer unbefestige Straße nach Alice Springs fahren wollten. Trotz Geländewagen war es eine gewaltige Rüttelpartie.


Man sieht so manches abenteuerliches Gefährt hier draussen. Ganz wichtig für den echten Outback-Cowboy ist die Funkantenne im XXL-Format.


Auf dem Weg haben wir noch einen Nachmittagshalt in Hermannsburg gemacht, ehemals eine Aborigines-Mission, die ein Deutscher vor 100 Jahren gegründet hat und die man heute noch besichtigen kann.


Der "Apple Strudel" hat uns sehr gemundet. - Leider sehen Hermannsburg, und die Aborigines, die hier fast ausschließlich leben, völlig verdreckt und verwahrlost aus. Sie kommen mit dem neuen, "westlichen" Leben offensichtlich nicht so recht klar, und die Gelder, mit denen sie die Regierung unterstützt, erfüllen ihren Zweck auch nicht. Die Integration ist leider ziemlich schiefgelaufen, das sieht man hier deutlich.


In Alice Springs sind Holm und ich erstmal in den Whirlpool gestiegen, um den Staub der letzten Tage abzuwaschen. Am nächsten Tag haben wir uns die Station der Royal Flying Doctors (der Outbackärzte mit Flugzeug) angesehen, bevor die anderen nach Darwin weitergeflogen sind.


Ich hatte noch einige Tage Zeit in Alice, und habe mich mal etwas gründlicher umgesehen. Das Städtchen ist echt nett, und irgendwie auch anders als die Städte an der Ostküste. Vom ANZAC-Hill kann man die ganze Stadt überblicken; im Hintergrund sieht man die MacDonnell-Ranges, einen Gebirgszug, der sich in Ost-West-Richtung über viele Kilometer erstreckt. An der Stelle, wo sich Alice Springs befindet, ist er unterbrochen, und Highway und Eisenbahn von Adelaide nach Darwin schlängeln sich durch die Lücke.


Sehenswert war die alten Telegrafenstation, die die Verbindung von Singapur - Darwin - Alice Springs - Adelaide - Sydney erst möglich gemacht hat. Seitdem war Australien mit der Welt verbunden und Nachrichten konnten in Stunden von London nach Sydney gemorst werden (statt per Schiff über drei Monate).


Seit dieser Zeit ist die Bevölkerung in Alice Springs stark angewachsen. An der Telegrafenstation ist auch die Quelle, die der Stadt ihren Namen gab, die "Alice Spring".

Diesen Lizzard habe ich nicht im Outback gesehen, sonder im Reptile Centre. Lizzards sind im Gegensatz zu Schlangen alle recht ungefährlich, deshalb habe ich mich fürs Foto auch etwas tiefer ins Gehege gebückt.


Mittlerweile bin ich schon wieder auf dem Weg Richtung Norden, in den wärmsten Teil Australiens, den auch die Krokodile mögen. Mehr über die Zugfahrt mit dem legendären Ghan gibts im nächsten Post.

Zwei Dinge noch zum Schluß:
1.) Wer einen guten Märchenparodie sehen will, dem empfehle ich "Hoodwinked", falls der Film überhaupt in Deutschland läuft. Es geht um die Hintergründe der Geschichte von Rotkäppchen und dem Wolf. Die Geschichte wird rückwärts und aus der Sicht von Wolf, Großmutter, Jäger und Rotkäppchen in einem Polizeiverhör erzählt. Schöne Idee!
2.) Weil schon ein paar Mal die Nachfrage kam (nicht nur von meinen lieben Eltern), wann ich denn wieder arbeite: Ja, ich weiß, es ist nötig, es ist auch fest eingeplant, aber man sollte eben da arbeiten, wo auch Menschen leben, und im Outback und an der Westküste leben nun mal nicht viele. Die einzige große Stadt ist Perth im Süden; hier werde ich versuchen, eine besserbezahlte Arbeit als Grafiker oder ähnliches zu finden, denn erstens boomt Perth gerade, und zweitens sind hier deutlich weniger Backpacker als in den großen Städten im Osten, und daher sind hier die Jobchancen - so haben mir das zumindest sehr viele Leute erzählt - recht gut. (Übrigens, wer hätte es gedacht, auch wenn ihr nur schöne "Urlaubsbilder" seht, ich wasche auch Wäsche und stehe im Supermarkt in der Schlange. Nicht alles ist exotisch aufregend hier :-)

Ayers Rock und The Olgas

Der Flughafen am Ayers Rock Resort ist wirklich nur sehr klein; trotzdem erstaunlich, welche Menschenmassen hier ankommen, ich bin mit einer normalen Boeing 737 geflogen. Bevor es es zum Ayers Rock losging, hatte ich noch 2 Tage Zeit, mir das Hügelchen aus der Ferne anzusehen und Eis zu essen.



Am 7. August 2006 sind dann Carola, Petra, Holm, Michael und (nicht zu sehen, weil er fotografiert) Toni angekommen. Ich habe ihren Urlaub in meine Reiseplanung einkalkuliert, da sie mich mit dem Auto mitnehmen konnten. Das hat prima geklappt.


Und da noch etwas Zeit war, gings vom Flughafen gleich zum Ayers Rock (Uluru, so nennen ihn die Aborigines), und nach kurzer Diskussion auch direkt drauf. Der Weg ist recht steil und man kann sich nur an einem Seil festhalten, aber wenn es hunderte Japaner mit weißen Handschuhen schaffen, dann werden wir das ja auch noch hinkriegen.




Das ist übrigens nicht unser Auto, aber es sah so schön abenteuerlich aus.
Das letzte Stück Aufstieg war dann weniger steil, aber dafür mit einer weißen Linie bemalt. Es soll ja niemand in eine Felsspalte stürzen und verunglücken, das mögen die Aborigines auf ihrem heiligen Felsen gar nicht. Die Oberfläche ist ähnlich wie der Mond von weitem aussieht: Lauter kreisrunde, flache Krater.


Der Ausblick war - wie zu erwarten war - genial. So viele Felsen stehen da nun mal nicht herum.


Ein bisschen mussten wir uns dann aber doch noch beeilen, damit wir den Sunset nicht verpassen, um das bekannteste Motiv in Australien in rotglühenden Farben in den Kasten kriegen.



Wie man sieht, war gerade Vollmond.


Am nächsten Tag gings dann weiter zu The Olgas (Kata Tjuta), einer anderen Felsformation 50km entfernt und wahrscheinlich unterirdisch mit dem Ayers Rock verbunden. Trotzdem sah der Fels hier ganz anders aus, oben abgerundet und auch mit einer anderen Struktur.




Wir haben eine dreistündige Wanderung gemacht und dabei sogar ein paar Papageien (?) vor die Linse bekommen.



Danach tat eine kurze Pause not, denn immerhin wollen wir heute noch die 300 Kilometer bis zum Kings Canyon (Watarrka) schaffen.



Abends hatten wir Gelegenheit, einen echt australischen Abend mit fröhlichen-lauten Countrysängern mitzuerleben. Jiepiee, darauf hatten wir alle gewartet!