Donnerstag, Juli 27, 2006

Von Mackay bis Magnetic Island

Der Zug zurück nach Rockhampton hatte fünf Stunden Verspätung, und zwar mit lustiger Begründung: Die Batterien waren leer. Das fand ich schon seltsam, immerhin war es eine Diesellok. Ich habe dann aber erfahren, dass es sich um die Starterbatterien handelte. Na gut. In Deutschland bleiben die Autos im Winter wegen leerer Batterien liegen, in Australien sind es offenbar die Züge. In Rockhampton bin ich dann nachts um zwei Uhr mit kompletten Gepäck vom Bahnhof zur Busstation gelaufen (das Taxi mit Nachttarif hab ich mir lieber gespart) und bin mit dem Greyhound nach Mackay gefahren.

In Mackay gab es momentan ein Arts Festival. Die kostenlosen "Lunch-Box-Konzerte" bestanden zwar meist nur aus schrägen Highschool-Chören, aber die Art Gallery "artspace mackay" hatte interessante Großformat-Fotografien. Leider war Fotografieren nicht erlaubt.


Am Meer war Ebbe, als ich ankam. Der Strand ist mehr Natur- als Badestrand, aber man konnte ewig weit Richtung Meer laufen, da es so flach war. Über mir kreisten nach einiger Zeit die Raubvögel, als ich weit genug draussen war.


Und dann habe ich entdeckt, wovon mir schon in Brisbane ein Backpacker erzählt und Fotos gezeigt hatte: Tausende von kleinen blauen Krebsen am Strand, die sofort wegliefen oder sich im Sand eingruben, sobald man ihnen näher kam. Es waren so viele, dass es aussah, als bewegt sich der ganze Strand. Oder flimmert vor Hitze. Ganz faszinierend. Kann man sich auf dem Foto vielleicht gar nicht vorstellen.



Das City Centre von Mackay bei Nacht. Auch schön. Aber nach zwei Tagen, am 20. Juli 2006, bin ich weiter nach Airlee Beach, dem Ausgangspunkt für alle Segeltrips zu den Whitsunday Islands, gefahren. Airlee besteht nur aus wenigen Straßen, die dafür jedoch überfüllt sind mit Backpackern, denn Airlee Beach ist wie Fraser oder Byron ein MUST DO an der Ostküste. Naja, jedenfalls steht das in jedem Reiseführer.


Ich habe einen Segelturn auf einem Katamaran gebucht. Die Zeit hat gerade gereicht, um Whitehaven Beach anzusteuern, den größten Strand der 74 Whitsunday-Inseln, und einmal im Great Barrier Reef zu schnorcheln. Nicht schlecht, die Korallen, aber im Roten Meer hatte ich sie farbiger in Erinnerung (oder war meine Brille beschlagen?). Leider war es recht kühl und sehr windig, so dass ich froh war, nur einen Tag gebucht zu haben. Das Schiff sah im Werbesprospekt dunkelweiß aus, in natura war es pinkviolett. Ich weiß nicht, ob der Fehler beim Druck lag oder ob es nicht vielleicht sogar Absicht war, aber ich schwöre, dass ich es vorher nicht gewusst habe, sonst hätte ich natürlich ein anderes Schiff genommen. Mir taten den ganzen Tag die Augen weh. ;-)



Danach gings auch schon gleich weiter nach Magnetic Island, eine Insel 3 Stunden nördlich von Airlee Beach. Der größte Teil der Insel ist Naturschutzgebiet, und es gibt dort einige Tierarten, die nur auf Magnetic Island leben. Auf der Fähre habe ich zwei andere deutsche Backpacker getroffen, Mirco und Florian, von denen mir der eine sehr bekannt vorkam, und siehe da, wir sind im gleichen Flugzeug von Frankfurt nach Sydney geflogen. Tja, so klein ist auch Australien.


Also haben wir gemeinsam die Insel unsicher gemacht. Magnetic Island ist sehr bergig und hat tolle Wanderpfade, Steine, Tropenwälder, Strände, eben alles, was man so braucht. Wir haben unsere Zeit vor allem mit Wandern verbracht. Puh, haben wir geschwitzt, mittlerweile merkt man deutlich, es ist tropisches Klima. Palmen überall, und die Sonne scheint. Nicht nur in Deutschland ist es warm!


Nicht immer war es allerdings so schön hier. Vor rund 60 Jahren war die Insel militärischer Vorposten der Stadt Townsville, die im zweiten Weltkrieg von japanischen Schiffen aus angegriffen wurde. Wir haben ein Fort auf der Insel besichtigt, von dem man aus alle Schiffe sehen konnte, die der Stadt nahe kamen. Man sieht hier noch ganz deutlich die Fundamente der um 360 Grad drehbaren Kanone (20km Reichweite). Ich frage mich, wie die mit dem Ding genau gezielt haben.


In der Nähe der Nelly Bay gab es eine Fütterungsstation für die Rock-Wallabees, eine Art kleiner Kanguruhs, die zwischen den Felsen leben. Da ich aber in letzter Zeit schon so viele Kanguruhbilder gezeigt habe, zeige ich euch lieber eins von einem frechen Opossum, das sich zwischen die Wallabees gedrängelt hat.


Unser Hostel lag an der Horseshoe Bay. Tolle Namen haben die hier. Die Insel ist so ein bisschen Abenteuerland, man kann hier reiten, Strandbuggies ausleihen, wandern, segeln, skydiven, tauchen, schwimmen, am Strand sitzen und viele andere Dinge tun,
für die man viel Geld ausgeben kann.



Am 26. Juli 2006 habe ich dann wieder nach Townsville rübergemacht, es sind ja nur 8km von Magnetic Island mit der Fähre. Townsville, Capital of North Tropical Queensland (Eigenbezeichnung), ist eine der größten Städte im Bundesstaat und hat einiges zu bieten. Zum Beispiel den Castle Hill mit einem super Lookout. Ich durfte ihn sogar zweimal an einem Tag besteigen, da der Weg nach zwei Dritteln der Strecke wegen Arbeiten mit einem Helikopter gesperrt war (was auch immer die da gemacht haben). Townsville ist bis zum heutigen Tag eine große Militärbasis, und tatsächlich flogen den ganzen Tag zwei Militärhubschrauber über der Stadt. Vielleicht üben die für Ost-Timor?!




Außerdem gab es in Townsville noch ein fantastisches Aquarium, in dem ein Stück Great Barrier Reef nachgebildet wurde, mit Korallen, bunten Fischen und natürlich Riesen-Schildkröten und diversen Haien. Für alle, die nicht tauchen oder schnorcheln wollen oder können.


Ist das nicht Nemo?


Meine Reise an der Ostküste nähert sich dem Ende, noch zwei, drei Stopps, dann werde ich in einen anderen Teil Australiens fliegen. Ich mach mir schon Sorgen, wie ich mein Gepack wieder auf 20kg schrumpfen kann. Dabei habe ich doch so gut wie nichts hinzugekauft. Unbegreiflich!

Donnerstag, Juli 20, 2006

Einmal Outback und zurueck

Am 6. Juli habe ich Childers verlassen und bin für einen Tag nach Bundaberg und einen weiteren nach Rockhampton gefahren. Beide Städte sind nicht weiter aufregend, viele schöne Häuser, aber absolut nichts los.


Der Botanische Garten war ganz nett, nachdem wir ihn nach einer Stunde Fußmarsch endlich mal erreicht hatten. Fran kommt aus Südengland und gibt hier Kurse an Sprachschulen - genau die Art Sprachschule, die ich in Sydney besucht habe. Wat`n Zufall.


Von Rockhampton gings endlich los - mit einem Zug ("Spirit of the Outback") Richtung Westen, vorbei an Städten mit originellen Namen wie Alpha oder Jericho, rund 700km hinein ins Outback.


Der Zug hat dafür über 10 Stunden gebraucht, was daran lag, dass er nie schneller als 70km/h und teilweise mit Schritttempo gefahren ist. Die australische Eisenbahn ist eben nicht mit europäischen Zügen zu vergleichen. Dafür war der Ausblick natürlich umso schöner.
In Barcaldine bin ich erstmal für vier Tage bei Tom und Vicky untergekommen. Sie wohnen 3km ausserhalb der Stadt, umgeben von viel Outback, haben ein paar Gänse, Hühner, Wellensitiche, ein Pferd und ein zahmes Kanguruh namens Boomer, das oft auf der Veranda vor meinem Schlafzimmer lag. Das war echt goldig.



So was sieht man nicht allzu oft, ein Kanguruh mit Milchflasche. Eigentlich ist es gar nicht so gut, Kanguruhs an die Menschen zu gewöhnen.


Denn leider werden hier so viele Kanguruhs überfahren. In Barcaldine sind 90% der Autos Geländewagen, und alle haben einen Rammschutz vorne. Der ist auch nötig, denn pro Straßenkilometer sieht man etwa 3 tote Kanguruhs. Und die großen Road Trains, die australischen Lastwagen mit drei Anhängern, die ich hier erstmals richtig wahrgenommen habe, könnten so schnell auch gar nicht ausweichen oder gar bremsen.


Ist das nicht ein Foto wie aus einem Kalender? Gar nicht so einfach, mit meiner einfachen Kompaktkamera ein sich bewegendes Objekt zu fotografieren. Da vermisse ich die Spiegelreflexkamera sehr.


Ach tat das gut, nach so so vielen Hostels mal wieder gut durchzuschlafen, ohne Schnarcher, Nachttelefonierer und Spätinsbettgeher.


In Barcaldine gabs eine spannende Ausstellung über frühe Arbeiter im Outback; und im 100km entfernten Longreach, auch "Queenslands Outback-Metropole" genannt (3000 Einwohner), habe ich mir "The Australian Stockmen Hall of Fame" angesehen. Merke: Stockman = Arbeiter im australischen Outback; Cowboy = Rodeoreiter.



Tom ist wohl das, was man einen echten Outbackaustralier nennt, auch was seinen australischen Akzent betraf, ich hatte so meine Schwierigkeiten. Früher hat er auf Farmen gearbeitet, ist Road Trains gefahren, war Stockman UND Cowboy und jetzt bietet er Touren ins Outback an. Durch seine Vergangenheit kann er natürlich wahnsinnig viel über Land und Leute erzählen.


Seine Tour ist wirklich etwas besonderes, so etwas findet man kaum in den touristisch besser erschlossenen Gebieten direkt an der Ostküste. Er fährt mit dem Bus direkt durchs Outback, es gibt keine geteerten Straßen und andere Fahrzeuge sieht man an diesem Tag nicht.


Dafür aber Aborigineszeichnungen und Hand- und Fußabdrücke. Einige dieser alten Symbole sind in identischer Weise in Amerika gefunden worden. Niemand kann sagen, warum oder wie diese Verbindung zustande gekommen ist.


Tiere des Outbacks, ganz nah.


Ich hatte mir Outback immer als Wüste mit gelegentlichen Sträuchern vorgestellt, aber es ist viel mehr. Outback kann Wald sein, Steppe, Wüste, Wiese, mal mit Wasserlöchern, mal trocken gelblich, mal mit rötlichen Felsen, gebirgig oder absolut flach. DAS Outback gibt es nicht, jede paar Kilometer kann es anders aussehen. So hatte ich mir Australien eigentlich vorgestellt, alle Städte zuvor hätten auch in anderen Teilen der Welt sein können, aber das Outback ist Australien pur.


Am 13. Juli 2006 bin ich für vier Tage auf eine echte Farm gekommen. Dachte ich. War aber ein Property. Denn: Farm = Gemüseanbau; Property = Rinder und Schafe. Manche Unterschiede sind (zumindest für mich) eben nicht so leicht wahrzunehmen.(Rock oder Kleid? H-Milch oder Frischmilch?). Auf jeden Fall lebt auf Home Creek, so der Name des Property, die Familie Chandler, v.l.n.r. Willie, Emma, Marcelle, Hughie und A.J.


Willie ist ein echter Famer, äh Dings, Property-Mensch, na ihr wisst schon. Hier ist er grade damit beschäftigt, seine Schafe zu zählen. Kein Witz. Er benutzt dabei ein Stoppuhr-ähnliches Gerät, das bei jedem Draufklicken eins dazu addiert. Die Schafe werden dabei von einer Weide auf die nächste getrieben. Das geht so schnell, dass ich es nicht geschafft habe, mitzuzählen, geschweige denn, schnell genug zu drücken. Soll aber alles nur Übungssache sein. Wie viele Schafe es nun sind, weiß ich nicht, aber die Zahl müsste so vier- bis fünfstellig sein.



Am Tag drauf dann Rinderzählen. - Nee, Quatsch, den Rindern haben wir kurz Auslauf gegönnt, weil sie noch jung sind und sich allmählich an die Freiheit gewöhnen sollen. Die Rinder werden hier übrigens nicht zu Pferde zusammengetrieben, sondern mit Motorrädern und - wenn es nötig ist - per Helikopter. Das Gelände ist einfach zu groß für Pferde. Und Pferde sind - fürs Schafetreiben - auch zu langsam, da müsste man sie ständig austauschen, sagt Willie.


Außerdem haben wir noch Brandzeichen gesetzt, kastriert (heißt das bei Rindern so?) und in die Rinderohren elektronische Sender zur Identifizierung geknipst.


Und die Hörner abgeschnitten. Das war das blutigste. Ich weiß nicht warum, aber Willie und seine Helfer haben die Zange immer viel zu weit am Kopf angesetzt und dabei jede Menge Fleisch mit herausgeschnitten. Die Rinder haben dabei gebrüllt wie am Spieß und das Blut ist weit gespritzt. Das war nicht gerade angenehm. Besonders für die Rinder nicht.


Endlich hatte ich mal Gelegenheit, Motorrad zu fahren. Da hab ich den Schein ja nicht umsonst gemacht. Auch wenn niemand danach gefragt hat. Dieser Weg führt von Home Creek zur öffentlichen Straße nach Barcaldine. Der Weg ist ungefähr 10km lang. Viel Platz zum Motorradfahren, ohne Gegenverkehr oder Polizei.


Der etwas verkniffene Blick liegt wohl daran, dass ich in die Sonne blinzel, mit einer Hand das Motorrad halte und mit der anderen mich selbst von schräg hinten fotografiere. Das will gekonnt sein. Vor allem bei dem rutschigen Boden. Auch wenn es hier nicht so aussieht: Es hat in den Nächten zuvor - ganz untypisch für die Jahreszeit - stark geregnet und der feine rote Outbacksand war zu einer schmierigen Pampe geworden, die fast jede Arbeit im Freien unmöglich macht.


I really enjoyed my stay in Barky and Home Creek, thank you very much, Tom & Vicky and Willie & Marcelle, for this fantastic time!

Donnerstag, Juli 06, 2006

Fruitpicking in Childers

Der erste Ort, der einem in Australien in Zusammenhang mit Fruitpicking einfällt, ist meist Bundaberg in Süd-Queensland. Da Bundaberg aber oft sehr mit arbeitssuchenden Backpackern überfüllt ist, habe ich mein Glück im 50km südlich gelegenen Städtchen Childers (sprich: "tschilders", nicht "tscheilders") versucht, und hatte Erfolg. Die Stadt hat mir von Anfang an gut gefallen. "Childers is an attractive strip of a town, littered with heritage buildings that still thrive off the surrounding orchards." (Lonely Planet)




Hier spürt man noch sehr das Landleben Australiens, es ist eine richtige "Workertown", an jeder Ecke werden Benzinrasenmäher, Heckenscheren und Arbeitshandschuhe verkauft und es gibt Traktoren jeden Alters auf den Straßen. Selbst wer kein Autofan ist, wird die schönen alten Autos in der Stadt bemerken. Japanische Coupes aus des 70ern, alte Datsuns, riesige amerikanische Limousinen mit Heckflossen, Commodores und Falcons aus einer Zeit, als es noch keine Elektronik, dafür aber viel Chrom an den Stoßstangen gab, alle möglichen Oldtimer, die hier einfach so lange gefahren werden, wie sie funktionieren, und ohne Regen und mit dem Mechanikerwissen der Locals hier fahren sie offenbar sehr lange.


In diesem schönen Gebäude war das Hostel untergebracht. Hinter der alten Fassade ist alles neu, da bei einem furchtbaren Feuer vor fünf Jahren das Gebäude total zerstört wurde und dabei 15 Backpacker ums Leben kamen. Gerade in diesen Tagen lief im Fernsehen der Gerichtsprozess dazu. Ich konnte ihn aber leider nicht weiter verfolgen.
Abends ist die Stadt genauso schön, auf der Hauptstraße, die gleichzeitig der Highway von Süd- nach Nordaustralien ist, werden dabei die Bäume stimmungsvoll von unten angestrahlt. Beeindruckend, grad wenn man bedenkt, dass die Stadt nur 1500 Einwohner hat.


Eine Schmalspureisenbahn führt ebenfalls durch die Stadt und transportiert die Ernte, ganz wie in alten Tagen.


Genau, und deswegen bin ich ja auch hergekommen, um zu arbeiten. Pumpkins (Kürbisse) ernten stand auf dem Programm, morgens um 7.30 wurden wir vom Hostelshuttle auf die Farm gefahren, und nachmittags um 4 gings wieder zurück. Dazwischen standen 8 Stunden harte Arbeit, nur unterbrochen von zwei kurzen Pausen.


Die Kürbisse müssen mit einer Gartenschere vom Boden geschnitten und mit einem Tuch grob von der Erde befreit werden. Brillenträger sind dabei im Vorteil, da die Säure von den Stengeln dann wenigstens nicht in die Augen spritzt. Dann werden die Kürbisse auf ein Förderband gewuchtet, dass sie zum Anhänger transportiert, den ein Traktor langsam neben dem Feld herzieht. Die undankbarste Aufgabe hat dabei derjenige, der die Kürbisse im Sekundentakt auf den Anhänger werfen muss, wo der Farmer steht und sie in Kisten verlädt.


Es arbeiten 9 Leute gleichzeitig, und immer wenn der Hänger voll ist, werden die Positionen um eins nach links gewechselt. Spannung ist also garantiert. Es gibt gelbe kleine Kürbisse mit rund 6 Kilo, große grüne mit 12 und die ganz fiesen grauen mit bis zu 20 Kilo. Das dürfte auch der Grund sein, warum hier keine Frauen arbeiten.


Auf den Fotos lachen wir zwar, aber es ist nicht wirklich eine Arbeit zum lachen. Am ersten Tag ist die körperliche Arbeit noch am schlimmsten. Der Rücken schmerzt vom ständigen Bücken, Blasen an den Händen vom Schneiden, taube Arme vom Heben und Werfen und roter Staub am Körper, den der Schweiß in der australischen Sonne am Körper festklebt. Erstaunlicherweise ist die körperliche Anstrengung schon am zweiten Tag nicht mehr das schlimmste. Es ist die Langeweile und Eintönigkeit. Wer nur mal 2 Stunden locker Erdbeeren pflücken war, kann sich vielleicht denken, was ich meine. Immer die gleichen Bewegungsabläufe, noch ein Kürbis, noch einer und noch einer. Es nimmt kein Ende. Langsamer arbeiten bringt nichts, das wird nur noch öder, schneller arbeiten auch nicht, man will ja die acht Stunden voll bekommen, um Geld zu verdienen. Reden geht zwar, ist aber, da man ständig vor und zurück läuft, nicht besonders einfach. Also hören die meisten Musik mit dem MP3-Player (und hoffen, dass er den Staub überlebt).


Die ersten Stunden morgens geht es immer noch, aber am Nachmittag wünscht man sich nur noch weit, weit weg von diesem Ort und dieser öden Arbeit. Man spürt regelrecht, wie proportional zum Muskelaufbau in den Oberarmen das Gehirn abgebaut wird. Kein schönes Gefühl. Es gibt hier einige Australier, die machen das seit vielen Monaten oder gar Jahren, deren Wortschatz besteht nur noch aus Flüchen, da ist kaum noch eine Verständigung möglich. Ich habe mir eine Woche zum Arbeiten Zeit genommen, da ich weiter muss (Flug von Cairns), aber viel mehr hätte ich auch kaum hinbekommen. Ich weiß nicht, ob die Arbeit mit anderen, leichteren Früchten einfacher ist, aber ich konnte es mir auch nicht aussuchen, ich musste nehmen, was halt gerade angeboten wurde.

Morgens in der Wintersonne
sitzt der Knabe voller Wonne
and enjoys the Schokoflakes,
die er aus der kitchen takes.
Eigentlich müsst` es "took" ja heißen,
doch tut der Knab' auf grammar scheissen.
Er denkt vielmehr ans Tageswerk:
Pumpkins ernten an nem Berg.
The Landschaft here is really nice,
kein traffic jam, es ist ganz leis`.
The days he would noch mehr genießen,
würde er hier nicht worken müssen.
Denn worken is schon very hard,
und bringt den guy bald in den Sarg.
Doch ehs soweit ist, da reist er ab,
und überlässt `nem anderen his empty Grab.

(Das kommt davon, wenn man nicht ausgelastet ist.)

Achja, was habe ich verdient? 112 Dollar am Tag, bzw. 96 Dollar nach Abzug der Steuern. Das sind rund 62 EUR. Davon gingen aber gleich noch mal 25 Dollar fürs Hostel und rund 10 fürs Essen drauf. Tjaja. Das ist fünfmal soviel, wie ich bei meinem letzten Praktikum in Berlin verdient habe, und doch sieht "Sparen fürs Reisen" anders aus.