Von Mackay bis Magnetic Island
Der Zug zurück nach Rockhampton hatte fünf Stunden Verspätung, und zwar mit lustiger Begründung: Die Batterien waren leer. Das fand ich schon seltsam, immerhin war es eine Diesellok. Ich habe dann aber erfahren, dass es sich um die Starterbatterien handelte. Na gut. In Deutschland bleiben die Autos im Winter wegen leerer Batterien liegen, in Australien sind es offenbar die Züge. In Rockhampton bin ich dann nachts um zwei Uhr mit kompletten Gepäck vom Bahnhof zur Busstation gelaufen (das Taxi mit Nachttarif hab ich mir lieber gespart) und bin mit dem Greyhound nach Mackay gefahren.
In Mackay gab es momentan ein Arts Festival. Die kostenlosen "Lunch-Box-Konzerte" bestanden zwar meist nur aus schrägen Highschool-Chören, aber die Art Gallery "artspace mackay" hatte interessante Großformat-Fotografien. Leider war Fotografieren nicht erlaubt.

Am Meer war Ebbe, als ich ankam. Der Strand ist mehr Natur- als Badestrand, aber man konnte ewig weit Richtung Meer laufen, da es so flach war. Über mir kreisten nach einiger Zeit die Raubvögel, als ich weit genug draussen war.

Und dann habe ich entdeckt, wovon mir schon in Brisbane ein Backpacker erzählt und Fotos gezeigt hatte: Tausende von kleinen blauen Krebsen am Strand, die sofort wegliefen oder sich im Sand eingruben, sobald man ihnen näher kam. Es waren so viele, dass es aussah, als bewegt sich der ganze Strand. Oder flimmert vor Hitze. Ganz faszinierend. Kann man sich auf dem Foto vielleicht gar nicht vorstellen.


Das City Centre von Mackay bei Nacht. Auch schön. Aber nach zwei Tagen, am 20. Juli 2006, bin ich weiter nach Airlee Beach, dem Ausgangspunkt für alle Segeltrips zu den Whitsunday Islands, gefahren. Airlee besteht nur aus wenigen Straßen, die dafür jedoch überfüllt sind mit Backpackern, denn Airlee Beach ist wie Fraser oder Byron ein MUST DO an der Ostküste. Naja, jedenfalls steht das in jedem Reiseführer.

Ich habe einen Segelturn auf einem Katamaran gebucht. Die Zeit hat gerade gereicht, um Whitehaven Beach anzusteuern, den größten Strand der 74 Whitsunday-Inseln, und einmal im Great Barrier Reef zu schnorcheln. Nicht schlecht, die Korallen, aber im Roten Meer hatte ich sie farbiger in Erinnerung (oder war meine Brille beschlagen?). Leider war es recht kühl und sehr windig, so dass ich froh war, nur einen Tag gebucht zu haben. Das Schiff sah im Werbesprospekt dunkelweiß aus, in natura war es pinkviolett. Ich weiß nicht, ob der Fehler beim Druck lag oder ob es nicht vielleicht sogar Absicht war, aber ich schwöre, dass ich es vorher nicht gewusst habe, sonst hätte ich natürlich ein anderes Schiff genommen. Mir taten den ganzen Tag die Augen weh. ;-)


Danach gings auch schon gleich weiter nach Magnetic Island, eine Insel 3 Stunden nördlich von Airlee Beach. Der größte Teil der Insel ist Naturschutzgebiet, und es gibt dort einige Tierarten, die nur auf Magnetic Island leben. Auf der Fähre habe ich zwei andere deutsche Backpacker getroffen, Mirco und Florian, von denen mir der eine sehr bekannt vorkam, und siehe da, wir sind im gleichen Flugzeug von Frankfurt nach Sydney geflogen. Tja, so klein ist auch Australien.

Also haben wir gemeinsam die Insel unsicher gemacht. Magnetic Island ist sehr bergig und hat tolle Wanderpfade, Steine, Tropenwälder, Strände, eben alles, was man so braucht. Wir haben unsere Zeit vor allem mit Wandern verbracht. Puh, haben wir geschwitzt, mittlerweile merkt man deutlich, es ist tropisches Klima. Palmen überall, und die Sonne scheint. Nicht nur in Deutschland ist es warm!

Nicht immer war es allerdings so schön hier. Vor rund 60 Jahren war die Insel militärischer Vorposten der Stadt Townsville, die im zweiten Weltkrieg von japanischen Schiffen aus angegriffen wurde. Wir haben ein Fort auf der Insel besichtigt, von dem man aus alle Schiffe sehen konnte, die der Stadt nahe kamen. Man sieht hier noch ganz deutlich die Fundamente der um 360 Grad drehbaren Kanone (20km Reichweite). Ich frage mich, wie die mit dem Ding genau gezielt haben.

In der Nähe der Nelly Bay gab es eine Fütterungsstation für die Rock-Wallabees, eine Art kleiner Kanguruhs, die zwischen den Felsen leben. Da ich aber in letzter Zeit schon so viele Kanguruhbilder gezeigt habe, zeige ich euch lieber eins von einem frechen Opossum, das sich zwischen die Wallabees gedrängelt hat.

Unser Hostel lag an der Horseshoe Bay. Tolle Namen haben die hier. Die Insel ist so ein bisschen Abenteuerland, man kann hier reiten, Strandbuggies ausleihen, wandern, segeln, skydiven, tauchen, schwimmen, am Strand sitzen und viele andere Dinge tun,
für die man viel Geld ausgeben kann.


Am 26. Juli 2006 habe ich dann wieder nach Townsville rübergemacht, es sind ja nur 8km von Magnetic Island mit der Fähre. Townsville, Capital of North Tropical Queensland (Eigenbezeichnung), ist eine der größten Städte im Bundesstaat und hat einiges zu bieten. Zum Beispiel den Castle Hill mit einem super Lookout. Ich durfte ihn sogar zweimal an einem Tag besteigen, da der Weg nach zwei Dritteln der Strecke wegen Arbeiten mit einem Helikopter gesperrt war (was auch immer die da gemacht haben). Townsville ist bis zum heutigen Tag eine große Militärbasis, und tatsächlich flogen den ganzen Tag zwei Militärhubschrauber über der Stadt. Vielleicht üben die für Ost-Timor?!



Außerdem gab es in Townsville noch ein fantastisches Aquarium, in dem ein Stück Great Barrier Reef nachgebildet wurde, mit Korallen, bunten Fischen und natürlich Riesen-Schildkröten und diversen Haien. Für alle, die nicht tauchen oder schnorcheln wollen oder können.

Ist das nicht Nemo?

Meine Reise an der Ostküste nähert sich dem Ende, noch zwei, drei Stopps, dann werde ich in einen anderen Teil Australiens fliegen. Ich mach mir schon Sorgen, wie ich mein Gepack wieder auf 20kg schrumpfen kann. Dabei habe ich doch so gut wie nichts hinzugekauft. Unbegreiflich!