Freitag, Dezember 22, 2006

Einmal um Australien herum!

Hey mates, I got it! Wie der Titel schon verrät: Ich bin jetzt einmal um ganz Australien herum; es hat rund 8 Monate gedauert!

Aber der Reihe nach: Nach dem Tasmanien-Ausflug sind Daniela und ich wieder in Melbourne an- und bei derselben Familie wie zuvor für 2 Nächte untergekommen. Unten: Die Fußgängerbrücke über den Yarra River.


In Melbourne, der europäischten aller australischen Städte, sind übrigens weder Latein noch Aldi weit weg.



"Vires acquirit eundo" und "Aldi - Now open", falls es zu klein zum Lesen ist. Von Melbourne aus haben wir unsere nächste und gleichzeitig letzte gemeinsame Fahrt geplant. Daniela wollte noch einmal Sydney sehen, bevor sie nach Hause fliegt, und ich wollte gerne endlich mein Auto auch auf meinen Namen anmelden, was wegen der News South Wales - Zulassung nur in Sydney geht. Wir sind mit dem Bus und nicht mit dem Auto gefahren, da ein Auto in Sydney nicht gerade das schnellste Verkehrsmittel ist. Zum Glück verkehren zwischen den großen Städten Australiens günstige Übernachtbusse. Ich muss sagen, es war schon etwas seltsam, nach acht Monaten die Stadt wiederzusehen, in der für mich alles angefangen hat.



Wir haben wieder bei meiner ehemaligen Gastfamilie im Gartenhaus übernachtet (allerdings nicht kostenlos), und ich kann mich nur noch einmal wiederholen: Die dicksten Kakerlaken in ganz Australien sieht man hier. Naja, zwischen Weihnachtvorbereitungen, Karten schreiben, Koffer packen und Organisatorischem sind wir auch noch etwas zum Sightseeing gekommen, zum Beispiel nach Manly an den Strand (Life`s a Beach, sagt der Sydneysider :-) ...



...und auf die Markets in den Rocks, Sydneys historischem Hafenviertel.



Nach einer Woche hieß es dann für uns beide wieder Koffer packen. Noch ein letztes Foto vor der Harbour Bridge...


...einmal noch vor entsprechender Kulisse Essen gehen (wir haben ja lange genug preiswert gegessen)...


...und dann hieß es für Daniela zurück nach Deutschland und für mich zurück nach Melbourne, wo ich mein Auto geparkt hatte.


Kein leichter Abschied für uns beide, wo wir doch so lange zusammen gereist sind und so viel gemeinsam erlebt haben. Das Alleine-Reisen wird für mich in nächster Zeit sicher ganz ungewohnt sein. Aber man sieht sich ja immer mindestens zweimal im Leben!

Ich bin am nächsten Morgen in Melbourne angekommen und habe mir noch einmal einen Tag und eine Nacht Zeit genommen, um nach der anstrengenden Fahrt im Übernachtbus fit zu sein für die nächste Strecke. Ich habe mir das "australian centre for the moving image" angesehen, mit vielen Exponaten australischer Design-Studenten. Das war interessant.


Außerdem habe ich hier mein "Travelmate" für die nächste Strecke aufgegabelt, einen ziemlich chaotischen, aber stets gutgelaunten Südkoreaner namens In-Seob. Ich hatte den Eindruck, für ihn war dieser Trip DAS Ereignis seines Aufenthaltes, und da er ständig aus voller Kehle englische und koreanische Schnulzen geträllert hat, standen wir in den nächsten Tagen meist im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Zunächst ging es wieder auf die Great Ocean Road.


Da wir morgens - statt wie das letzte Mal abends - an den Twelve Apostels waren, stand die Sonne ganz anders und ich konnte neue schöne Fotos machen.


Und so sehen zwei der Apostel aus, wenn man über die Gibson Steps an den Strand geht.


Es ist erstaunlich, wie viel Neues man noch entdecken kann, wenn man einfach mal in die andere Richtung fährt.


Neu war dann auch, dass - mittlerweile auf einer einsamen Straße im Grampians-Nationalpark - im Auto plötzlich die Warnlampen für Batterie und Kühlflüssigkeit aufleuchteten und der Zeiger für die Motortemperatur in den roten Bereich schoß. Natürlich haben wir sofort angehalten, und kaum war ich ausgestiegen, ergoss sich unter lautem Geblubber literweise ein heisse Flüssigkeit aus dem Motor auf die Straße. Hm, was geht einem als Auto-Laien da durch den Kopf? Kühler undicht? Motor geplatzt? Kolbenfresser? Ende der Reise? Im Nachhinein muss ich zugeben, ich hatte schon glücklichere Momente in Australien. Uns blieb nichts anderes übrig, als mit Wasser, etwas Essen und einer warmen Decke die anderthalb Kilometer zur nächsten Hauptstraße zurückzulaufen und zu warten. Es war schon sechs Uhr abends. Aber wir hatten Glück, nach zehn langen Minuten kam ein netter Australier vorbei, der sich erst kurz den Wagen angesehen und schon mal einen gerissenen Keilriemen gefunden hat, und uns dann auf der Ladefläche seines Pickups nach Halls Gap, der einzigen Siedlung in den Grampians, mitgenommen hat. Dort hat er für uns beim RACV (dem australischen ADAC) angerufen und einen Mechaniker bestellt. Der war tatsächlich schon nach einer Viertelstunde vor Ort (ganz erstaunlich, bei der einsamen Gegend und der Uhrzeit) und konnte den Wagen sofort reparieren.


Des Rätsels Lösung: Es war wirklich nur der Keilriemen gerissen, so dass die Lichtmaschine und die Wasserpumpe für die Motorkühlung nicht mehr funktionierten. Daher ist auch das kochende Kühlwasser aus dem Überlaufventil gesprudelt. Dank RACV-Mitgliedschaft musste ich lediglich die Materialkosten von 18 Dollar (11 EUR) für den neuen Keilriemen zahlen, und eine Stunde später waren wir wieder "on the road". Eigentlich unglaublich. Fazit: 1.) Glück gehabt. 2.) Eine ADAC-Mitgliedschaft lohnt sich - auch, wahrscheinlich sogar gerade in Australien. Und 3.) Deutsche stehen wohl nicht zu Unrecht im Ruf, bei Problemen pessimistisch und schlechtgelaunt zu sein, selbst ich noch nach 8 Monaten Australienaufenthalt. Ein bisschen mehr australische Gelassenheit ("don't worry") und koreanischer Optimismus hätten mir wohl gutgetan. Ich erinnere mich, dass In-Seob auf dem Pickup ganz begeistert seine im Wind flatternden Haare fotografiert und sich fröhlich die Reste des Keilriemens als Armbändchen ums Handgelenk geknotet hat.

Wir haben uns den Rest der Grampians angesehen, in denen nach wie vor viele Straßen wegen der Buschfeuer gesperrt sind...


... und sind dann nach Adelaide durchgefahren, wo ich In-Seob im Hostel abgesetzt habe. Die nächsten Tage werde ich nun in Adelaide bei den Turners verbringen, hoffentlich mit etwas weniger Aufregung.

Flieg, Vögelchen, flieg (und klau nicht immer die ungekochten Spaghetti)!

Samstag, Dezember 09, 2006

Tasmanien - Die Wildnisinsel

Von Melbourne aus haben Daniela und ich einen neuntägigen "Ausflug" nach Tasmanien gemacht, Australiens größter Insel, die selber ein ganzer Bundesstaat ist. Mit der Fähre "Spirit of Tasmania" sind wir abends vom Melbourner Hafen aufgebrochen und hatten einen schönen Blick auf Melbournes Skyline.



Bei schwankender See verging uns dann kurzzeitig die gute Laune, denn wir haben in diesem fensterlosen Raum im Day-Nighter-Seat übernachtet. Da viele Sitze leer blieben, konnten wir zum Glück auf dem Boden zwischen den Sitzreihen im Liegen schlafen. Es war hart und die Klimaanlage blies kalt, aber wenigstens wurden Decken verteilt.


Zwar hätten wir uns diese Nacht ersparen können, wenn wir das in etwa gleichteure Flugzeug genommen hätten, aber wir brauchten ja das Auto auf Tasmanien, nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Übernachten.

Am nächsten Morgen sind wir in Tasmaniens drittgrößter Stadt Devonport angekommen. Unsere erste Fahrt führte uns gleich zu einem der Highlights der Insel, dem Craddle Mountain Nationalpark. Und so sieht er aus, der Craddle Mountain.


Das war schon recht beeindruckend. Immerhin kamen wir vom australischen Festland und hatten monatelang nur flache Hügel und heisse Steppe gesehen; und plötzlich waren wir in einem zum Teil alpinen Gebiet. Auch wenn hier gerade kein Schnee liegt, kühl und windig ist es schon.


Dennoch kein Grund, nicht die Sonne zu genießen, die zum Glück gerade schien. Denn das tut sie hier statistisch nur an 3 von 10 Tagen. Der Nationalpark hat auch eine reiche Tierwelt. Echidnas (eine Art großer Igel mit spitzer Nase) haben wir hier fast an jeder Ecke gesehen, und sogar ein paar Wombats sind uns begegnet.



Alles in Fotonähe, cool. Man braucht allerdings Geduld und Glück und muss sich beim Fotografieren langsam bewegen. Daniela war hin und weg von den Tieren. Dafür war ich von der Wanderung UM den See am Craddle Mountain (craddle = Wiege) begeistert. IM See stehe ich nur fürs Foto, es ist natürlich eiskalt.


Als nächstes führte uns unser Weg nach Westen in die kleine Hafenstadt Strahan und nach Queenstown, wo jahrzehntelang Bergbau betrieben wurde. Die aufgegrabenen Berge sind natürlich ein 1A-Fotomotiv, für die Umwelt und den vernichteten Regenwald war es aber eine mittlere Katastrophe. (Das Weisse ist kein Schnee!)


Die Straßen in ganz Tasmanien sind extrem kurvig, man braucht auch für kurze Entfernungen lange, ganz anders als die langen geraden Strecken in Westaustralien.


Tasmanien ist so ganz anders als der Rest von Australien, nicht heiss, nicht trocken, dafür viele dichte Wälder und richtig hohe Berge. Ein Paradies zum wandern, mountainbiken, wildwasserraften und Quadbike fahren. Im Südwesten grenzen fünf Nationalparks aneinander, das ist selbst für Australien einmalig. Laut Reiseführer hat in viele der Gegenden noch nie ein Weißer seinen Fuß gesetzt. Und Aborigines gibt es hier nicht mehr, sie wurden gejagt oder umgesiedelt, bis keine mehr da waren.


Hohe Wasserfälle, wenig Leute. Man sagt, Tasmanien ist dem Rest Australiens 20 Jahre hinterher.


Aber es gibt auch große Städte. Die Hauptstadt Hobart hat mir sehr gut gefallen, besonders vom 1210m hohen Mt Wellington. Die Fahrt mit dem Auto von Meereshöhe in eine alpine Zone ohne Bäume hat bei mir allerdings Kopfdröhnen verursacht. Da spürt man die dünne Luft. In Hobarts Stadtzentrum sind wir noch im T-Shirt gewesen, 30min später haben wir trotz T-Shirt, Pulli und Jacke gefroren.


Ein Muss jedes Tasmanienbesuches ist ein Bummel über die Salamanca Markets, den Wochenmarkt in Hobart. Bunte Stände mit frischem Obst und Gemüse, leckerem Honig und Kunsthandwerk aus Holz und Metal. Der schönste Markt in ganz Australien! Und alles in historischer Kulisse vor den alten Häusern am Hafen. Im Hintergrund ist der Mt Wellington.



Von Hobart sind wir nach Port Arthur weitergefahren, übrigens dem südlichsten Punkt meiner Australienreise. Hier liegt eine historische Anlage mit Gebäuden, Gefängnissen und einer Kirche für Strafgefangene, die hierher gebracht wurden - zu einer Zeit, als Tasmanien noch Van Diemens Land hieß.


Man hätte sich das alles natürlich auch bei Tageslicht ansehen können, aber spannender und noch dazu günstiger war die Ghost Tour bei Nacht. Ein Guide hat uns bei Kerzenlicht durch die Anlage geführt und Geschichten von gruseligen Vorfällen und angeblichen Geistererscheinungen erzählt. Daniela hat daraufhin einen anderen Übernachtungsplatz vorgeschlagen. Geister sind uns aber nicht erschienen.


Der nächste Morgen war dann wieder "historisch", aber weniger gruselig: Die älteste Steinbrücke Tasmaniens von 1823 in Richmond. Ganze Reisebusse werden hier rangekarrt, nur um diese "uralte" Brücke zu sehen. Wir haben davor gefrühstückt, Nutellatoast und Cornflakes. Bänke und Tische bauen die Australier ja überall hin.


Nach einer weiteren Halbtagesfahrt sind wir in den Freycinet Nationalpark an der Ostküste gekommen. Hier liegt einer der schönsten Strände der Welt, die Wineglass Bay. Wegen Danielas - sagen wir mal - suboptimaler Kondition haben wir es zwar nur bis zum Lookout geschafft, aber auch der war die Mühe wert.


Den Strand haben wir dann an den Friendly Beaches genossen. Strahlendweisser feiner Sand wie am Whiteheaven Beach auf den Whitsundays, nur eben ein wenig kälter. Mit Schwimmen war nix, wir sind in der Windjacke am Strand entlanggelaufen und haben am Parkplatz zahme Wallabees (kleine Kangaruhs) gestreichelt.


Weiter ging unsere Fahrt über den touristisch wenig erschlossenen Nordosten, St Marys und St Helens, über diverse Pässe, an einer Käsefabrik, den Columba Falls und Regenwäldern vorbei.


In Exeter haben wir auf einem kostenlosen Campingplatz ein nettes Ehepaar aus Brisbane mit einem Camper getroffen und haben zusammen gefrühstückt.


Am nächsten Tag war Launceston dran, Tasmaniens zweitgrößte Stadt, idyllisch gelegen im Weinanbaugebiet Tamar Valley. Die Weihnachtsdeko beschraenkt sich auf rote und gruene Wuschelbaender ueber der Strasse, die irgendwie an die Buersten in der Waschanlage erinnern.


15min vom Zentrum entfernt ist die Cararact Gorge, eine Schlucht mit einem Wanderweg drumherum. Sogar eine Sesselbahn fährt darüber. 8,50 Dollar für 100 Meter über die Schlucht sind schon fast schweizer Preise, oder? - Kurz vor unserer Rückfahrt nach Melbourne sind wir an Grindelwald vorbeigekommen, einem schweizer Dorf mitten in Tasmanien - halb Touristenattraktion, halb Rückzugsstätte für betuchte Schweiz-Fans. Auf dem Haus steht übrigens: "Alpenrose Restaurant & Bar - Enzian Convention Centre". Hoch lebe die Schweiz. Oder das, was sich Australier darunter vorstellen.


Das war Tasmanien dann auch schon. Was bleibt? Ein Land, so ganz anders als der Rest Australiens. Nette Leute, hübsche Städte, leider die mieseste Beschilderung von allen Bundesstaaten, aber vor allem: tolle Natur. Berge, Seen, Flüsse, Wälder.

Uebrigens: Weihnachten werde ich in Adelaide feiern. Wer mir also eine Karte um die Welt schicken will, der soll sie an folgende Adresse senden:

Christopher Rabl c/o
Turner family
5 Allen Tce
Glenelg East 5045
Adelaide, SA
AUSTRALIA

Schreibt mir! Ich freu mich dann riesig!